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Strategien der Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter - DJI

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<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> <strong>Kindes</strong>tageseinrichtungen<br />

reflexivität, von Arbeitgebern das Zur-Verfügung-Stellen <strong>und</strong> Einfor<strong>der</strong>n<br />

regelmäßiger Reflexionszeiten (für Supervision, Beratung). Beides ist<br />

<strong>der</strong>zeit kein Standard in diesem Feld.<br />

Interaktionistische o<strong>der</strong> normative Sicht auf Gewalt <strong>und</strong> Aggression<br />

In kaum einer Veröffentlichung fehlt <strong>der</strong> Hinweis, dass Aggressionen zur<br />

Gr<strong>und</strong>ausstattung des Menschen gehören <strong>und</strong> konstruktiv wie destruktiv<br />

wirken können. Die von Geburt an aktive Auseinan<strong>der</strong>setzung des <strong>Kindes</strong><br />

mit <strong>der</strong> Welt enthält aggressive Komponenten. Für Eltern wie Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> Erzieher sind Selbstbehauptung <strong>und</strong> Durchsetzungsfähigkeit<br />

wichtige Erziehungsziele. Dennoch wird <strong>im</strong> Feld <strong>der</strong> Tageseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> Begriff »aggressiv« überwiegend in seiner negativen Konnotation als<br />

gezielte Schädigung gebraucht.<br />

Normative Ansätze klassifizieren Verhaltensweisen wie »treten, schlagen,<br />

beißen, boxen« kontextunabhängig als destruktiv. Fragt man Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> auch Kin<strong>der</strong> vor diesem Hintergr<strong>und</strong>, ob <strong>und</strong> wie oft dieses<br />

Verhalten unter Kin<strong>der</strong>n vorkommt, so erhält man eine hohe Evidenz für<br />

Gewaltanwendung (vgl. Rohrmann/Thoma 1997). »Misst man nur die<br />

Häufigkeit direkter aggressiver Akte wie Beißen, Stehlen, Schlagen, sind<br />

Vierjährige die aggressivste Bevölkerungsgruppe!« (siehe www.sturzbecher.de-download-vortag-081105-koeln.ppt).<br />

In individualisierenden Erklärungsmodellen werden diese Verhaltensweisen<br />

als Defizite eines »Täterkindes« in Bezug auf gesellschaftlich vereinbarte<br />

Normen betrachtet (vgl. zum Beispiel das <strong>im</strong> Auftrag <strong>der</strong> Polizei für<br />

Kin<strong>der</strong>gärten herausgegebene Bil<strong>der</strong>buch »Bobby, hör auf!« 1999).<br />

Der professionelle Auftrag des pädagogischen Fachpersonals besteht<br />

darin, gesellschaftliche Normen wie beispielsweise verbale Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

anstelle körperlicher Konfliktlösungen zu vermitteln <strong>und</strong><br />

durchzusetzen.<br />

Eine interaktionistische Sichtweise betrachtet Verhalten dagegen als Teil<br />

eines kommunikativen Prozesses. Erst aus dem Kontext <strong>und</strong> Verlauf <strong>der</strong><br />

Interaktion lassen sich die Absichten <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> Beteiligten verstehen<br />

(vgl. Dittrich u. a. 2001; Sommerfeld 1996). Wenngleich in allen Theorien<br />

die Ausübung von Macht <strong>und</strong> die Schädigung an<strong>der</strong>er als Merkmale von<br />

Gewalt gelten, stellt die interaktionistische Sichtweise die Frage nach<br />

Motiv <strong>und</strong> Ziel. Körperliche Angriffe etwa kommen unter Kleinkin<strong>der</strong>n<br />

häufig vor (vgl. Wüstenberg 1992). Entwicklungspsychologen sprechen<br />

von »unschuldiger Aggression« (vgl. Hacker 1985), mit <strong>der</strong> das kleine<br />

Kind die Grenzen zwischen Selbst <strong>und</strong> Umwelt erforscht. In Interaktions-<br />

79<br />

Arbeitsstelle Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendkr<strong>im</strong>inalitätsprävention (Hrsg.):<br />

<strong>Strategien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewaltprävention</strong> <strong>im</strong> <strong>Kindes</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendalter</strong>.<br />

Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfel<strong>der</strong>n. München 2007.<br />

www.dji.de/jugendkr<strong>im</strong>inalitaet

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