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476 Drittes Bucb. Zweites Kapitel.
und schon 'angst auch an epileptischen Anfd.11en litt 1), von
einem Schlaganfalle heimgesucht worden, der ihn zwei Stunden
lang ohne Bewufstsein gelassen hatte 2). Nach einer Krankheit
von zwei Wochen starb er am 9. Februar 1640. Ein grofser
Kaiser, aber ein grausamer Mensch", charakterisierte ihn sein
Nachfolger Sultan Ibrahim , den sein Bruder zum Tode verurteilt
und tot geglaubt hatte 2), und diese Worte des einfachen,
milden Mannes geben die richtigste Formel zur Kennzeichnung
der aufsergewöhnlichen Persönlichkeit des Dahingeschiedenen,
der während seiner kurzen Regierung dem Reiche nur zu kleinem
Teile das gegeben hatte, was man von seinen grofsen Talenten
und besonders von seiner ilbermenschlichen Energie hatte erwarten
können 4).
Ein christlicher Gesandter berichtet, Murad babe in seinen
letzten Stunden den Wunsch geäufsert, mit dem Tode seines
letzten Bruders möge, weil er selbst keine Nachkommen hinterlasse,
auch das osmanische Reich ein Ende nehmen. Jedenfalls
ging sein Reformsystem mit ihm ins Grab.
Er hatte die Macht der Palastmilizen brechen wollen und
Tausende von Janitscharen und besoldeten Spahis hinmetzeln
lassen; andere Tausende waren auf seinen asiatischen Ziigen zugrunde
gegangen, die vielleicht auch diesen Nebenzweck hatten;
noch in den letzten Monaten seines Lebens bereitete er einen Angriff
auf Malta vor, der wiedcrum neue Opfer gekostet und ihm
dadurch die Regierung erleichtert hätte. Aber ein privilegiertes
und organisiertes Korps zu vernichten, war eine schwere Aufgabe;
schon es zu vermindern und zu erniedrigen eine Arbeit,
die seine ganze Kraft in Anspruch nahm. Und wodurch hätte
er die Janitscharen schliefslich ersetzt? Wo hätte er eine neue
tiichtige Miliz gefunden, die nicht auch den Fehlern und Lastern
I) Zinkeisen IV, S. 22.
Hurmazaki VIII, S. 485.
Barozzi und Berchet I, S. 369.
Vgl. Hurmuzaki VIII, S. 490, Nr. =ECM : era morto un gran rè,
ma un gran tiranno insieme"; Barozzi und Berchet I S. 368.