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Weltstellung des osmanischen Reiches unter Soliman usw. 79
Allen aber, die dem mächtigsten Herrscher auf Erden ihre
oder ihrer Herren Huldigung darzubringen wiinschten, steht die
Pforte des Kaisers offen 1). Kommen sie als Vertreter eines
Freundes , so wartete ihrer der ehrenvollste Empfang 2); die
Boten der Feinde dagegen gelten als Geiseln, die im Kerker
oder durch sonstige Beschränkung ihrer Freiheit Malvezzi
wurde zwei Jahre als Gefangener angesehen für die Friedensverletzungen
seitens ihrer Auftraggeber biifsen mufsten, und es
ist statthaft, ihre Gitter und Sklaven auf öffentlichem Markte zu
verkaufen 8); die Drohung , dafs man ihnen Nasen und Ohren
abschneiden und sie so verstiimmelt zu ihrem Herm zuriickschicken
werde, schreckte die Ungliicklichen öfter, als sie wirklich
ausgeftihrt wurde 4). Ein Frieden ist nur ein Waffenstillstand,
der Tod des Sultans kann sogleich den Krieg nach sich ziehen,
denn : alles ist mit dem Verstorbenen zugleich dahin 8), das ist
ftir die Tiirken altes, unveränderliches Sta.atsprinzip.
Bei Verhandlungen wollen die Tiirken die nackte Wahrheit,
die wirklichen Absichten ohne weitere Umschweife hören. Wenn
sie von Adam und Eva, von den Vorziigen des mohammedanischen
Glaubens , den Familienverbindungen der verschiedenen
Dynastien und den neuesten Weltereignissen in beinahe kindischem
Tone plaudem, so ist darin nicht Schrauheit , die ihre
Zwecke verbirgt, noch Unwissenheit, die alles durcheinander
wirft, zu erblicken. Denn durch den siebenbiirgischen König,
die rumänischen Fiirsten, die Renegaten , ihre Dolmetscher und
die in beständigem gegenseitigen Hader lebenden Gesandten der
christlichen Staaten sind die Mächtigen Konstantinopels von
allem, was sie interessieren und bewegen kann, zur rechten Zeit
und zuverlässig unterrichtet. Fast kein Diwan", berichtet
Verancsics , findet statt, der nicht Kundschafter oder Kuriere
schickt und empfängt, und infolge dieser fleifsigen Bemiihung
erfahren die Tiirken beinahe täglich, sei es daheim in friedlicher
I) Mon. Hang. Hist" VI, S. 188; Charrière ILI, S. 823-824.
Siehe Bd. II, letztes Kapitel.
Busbecq S. 3-4.
Mon. Hung. Hist." V, S. 178; Busbecq S. 69ff.
Omnia cum eodem simul decessertmt"; ebenda VI, S. 133.