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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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HILDEMARIE STREICH<br />

ihm lebe, habe in seinem Traum die Musik zusammen mit der Grossmutter als eine<br />

Wirklichkeit erfahren, die der Ewigkeit verbunden ist. Das sei eine Realität, die unser<br />

an Raum und Zeit gebundenes vergängliches Dasein ständig unmerklich durchlebe,<br />

die jedoch mit dem Herzen erfahrbar sei.<br />

Zusammenfassung<br />

Ebenso wie die Musik in den Träumen lebender Menschen als Führerin in neue<br />

Bereiche seelischen Wachstums und als Vermittlerin neuer Erkenntnisse erscheint,<br />

tritt sie in den Träumen Sterbender auf als eine Geleiterin in das nachtodliche Dasein,<br />

eine Brücke bildend zwischen Leben und Tod. Dies entspricht der archaischen<br />

Bedeutung der Musik als Harmonía, als diejenige therapeutisch wirkende Kraft, welche<br />

unvereinbar erscheinende Gegensätze zu einem harmonikalen Ganzen zu verbinden<br />

vermag.<br />

C. G. Jung nennt dies die natürliche Selbstregulierungstendenz der Psyche. Er<br />

schreibt: „Alles Lebendige ist Energie und beruht auf Gegensätzlichkeit“ (Jacobi,<br />

1959, S.87), und „es gibt kein Gleichgewicht und kein System mit Selbstregulierung<br />

ohne Gegensatz“ (Jung, 1948, S.111 f.).<br />

Die vorliegenden Ergebnisse aus den Forschungsarbeiten der Autorin <strong>zur</strong> ‚Bedeutung<br />

der Musik im Traum‘ erlauben hierzu die ergänzende Formulierung, dass<br />

dieses System der Selbstregulierung der Psyche betrachtet werden kann als zutiefst<br />

musikalisch-harmonikaler Art.<br />

Von den Ärzten der Antike als der Heilkunde zugehörig angesehen, wirkt sie in<br />

den Träumen auf vielfältige Weise wie eine Art innerer Therapeut:<br />

1. Musikalisch-harmonikale Störungen anzeigend und ihre Behebung anregend,<br />

z.B. indem Bilder harmonikaler Ordnung vorhandenes Chaos kompensieren oder<br />

etwa Bilder musikalischer Destruktion auf die Notwendigkeit der Behebung von<br />

Übelständen hinweisen.<br />

2. Einseitige Bewußtseinshaltungen ergänzend.<br />

3. Neue Phasen der Entwicklung initiierend.<br />

4. Dem archaischen Wesen der Musik entsprechend je nach Notwendigkeit lösend<br />

und befreiend oder strukturierend und ordnend, beruhigend oder aktivierend,<br />

Selbstheilungskräfte anregend.<br />

Dass die musikalischen Motive in den Träumen sich überwiegend beziehen auf<br />

die Musik in ihrer uralten Bedeutung als Harmonía - sei es im Aufzeigen harmonikaler<br />

Möglichkeiten oder durch Hinweise auf harmonikale Ordnungsstörungen –<br />

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