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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Ohne Antwort bin ich verloren<br />

sich ihre Beziehung zu ihrem Kind so verändern könne. Wir beschließen, in Kontakt<br />

zu bleiben.<br />

Nach 6 Monaten<br />

In einem Telefongespräch erzählt Frau N., daß die Beziehung zu ihrem Mann<br />

jetzt viel besser sei, und daß sie beschlossen hätten, zusammen zu bleiben. Als<br />

Georg 2 Jahre alt ist, treffen wir uns noch einmal. Die Mutter erzählt, daß Georg<br />

sich zu vielem, was er sieht, ein eigenes Lied mache, wie z.B. “Mama, Mama,<br />

wiegen, wiegen...”, wenn er ein Baby gesehen hat. Am Ende dieser Stunde richtet<br />

sich Frau N. auf einmal auf und sagte: “Jetzt kann ich mir zum ersten Mal vorstellen,<br />

schwanger zu werden und mich darüber zu freuen”. Ein Jahr später wird seine<br />

Schwester geboren. Diesmal gibt es keinerlei Komplikationen, keine Schrei-, Schlafoder<br />

Fütterstörungen. Alles ist ganz leicht, und Frau N. erzählt, so glücklich sei sie<br />

noch nie in ihrem Leben gewesen. Sie hat aber immer wieder Schuldgefühle, daß sie<br />

mit Georg nie diese Leichtigkeit des “Miteinander-Seins” hatte.<br />

5. Zusammenfassung und Diskussion<br />

Kriterien der Veränderung ergaben sich aus den Berichten der Mütter über den<br />

Verlauf der Woche, über ihr eigenes Befinden, darüber, wie sie ihr Kind empfinden<br />

und über die Reaktion der Umwelt auf ihr Kind. In der Therapie-Situation konnte<br />

ich den interaktionellen Aspekt beobachten, z.B. ob die Mißverständnisse zwischen<br />

Mutter und Kind abnehmen, ob sie mehr Freude aneinander haben und wie Trost<br />

gegeben und angenommen werden kann. Die Abnahme des Schreiens in Häufigkeit<br />

und Dauer wurde als Zeichen dafür bewertet, daß es beiden besser miteinander<br />

ging. In allen Fällen der behandelten Kinder nahm das Schreien nach wenigen Stunden<br />

ab, ebenso Schwierigkeiten mit dem Füttern oder Schlafen.<br />

Alle Kinder reagierten unmittelbar auf Klang. Für die Mütter war es ein Weg, ihre<br />

Kinder im Umgang mit der Therapeutin anders zu erleben. Das intuitive Repertoire<br />

aller Mütter erweiterte sich: Sie wurden sicherer im Umgang mit ihren Kindern und<br />

die Interaktionen bekamen den Charakter von mehr Leichtigkeit.<br />

Familien funktionieren wie ein Netzwerk: Ändert sich an irgend einer Stelle etwas,<br />

hat das Auswirkungen auf das gesamte System. Ein Vater, der ab und zu mit zu den<br />

Sitzungen gekommen war, meinte später, das Leben in der Familie hätte sich grundsätzlich<br />

verändert - die Atmosphäre, die Art und Weise, wie sie jetzt miteinander<br />

umgingen. Und auch die Ehe von Georgs Eltern (siehe Fall-Beispiel) hat sich - entgegen<br />

allen Erwartungen - stabilisiert und war nach Beendigung der Musiktherapie<br />

befriedigender als zuvor.<br />

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