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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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GISELA M. LENZ<br />

4. Stunde<br />

In diese Stunde kommt Frau N. ganz aufgeregt. Georg hätte wieder so geschrien,<br />

wie am Anfang der Therapie. Sie ist furchtbar enttäuscht, und ich habe den Eindruck,<br />

daß sie ganz vergessen hat, daß inzwischen vieles ganz anders geworden war.<br />

In dieser Situation nehme ich das Baby, um Frau N. zu entlasten. Aber auch bei mir<br />

ist es sehr unruhig. Da nimmt sich Frau N. eine Trommel und fängt an zu spielen...<br />

In der Dynamik ist ihr Spiel jedoch zu schwach und sie erreicht ihr Kind nicht.<br />

Dann greift sie <strong>zur</strong> Ocean-Drum und sofort wird das Kind auf meinem Schoß ruhig.<br />

Es entkrampft sich und nimmt Blickkontakt mit seiner Mutter auf. Es entsteht<br />

ein Dialog und beide lächeln sich an.<br />

Kommentar: Ein Grund für diesen ”Rückfall” mag gewesen sein, daß Georgs Vater<br />

auf einer Vortragsreise im fernen Osten war und die Mutter sich sehr alleine gelassen<br />

fühlte.<br />

In der Stunde hat die Mutter intuitiv ein passendes Instrument gewählt und es<br />

war beeindruckend, wie unmittelbar Georg auf diesen Klang reagiert hat.<br />

Im weiteren Verlauf empfindet Frau N. die Ausgeglichenheit ihres Mannes eher als<br />

“langweilig”, auch läßt sie dieser mit dem Kind sehr alleine. Am liebsten ist ihm<br />

Georg, wenn dieser schläft. Er selbst schläft nachts mit Ohropax im Nebenzimmer.<br />

Er wirkt nicht mehr unterstützend.<br />

5. Stunde<br />

Durch die Ferien entsteht eine längere Therapie-Pause. Frau N. strahlt. Georg ist<br />

jetzt 5 Monate alt. Es ist offensichtlich, daß sie ihr Baby jetzt sehr lieb hat. Sie spielt<br />

weiter Xylophone für Georg, auch abends. Ich habe jedoch den Eindruck, daß sie es<br />

abends vor allem einsetzt, um die Einschlafzeit hinauszuzögern. So muß sie ihn<br />

nachts nur einmal stillen.<br />

Kommentar: Georg wirkt jetzt fast wie ein ganz “normales” Baby. Was für eine<br />

Fortführung der Therapie spricht, ist folgendes:<br />

Im Vergleich zu den anderen Babies der Still-Gruppe kann Georg wenig mit sich<br />

alleine anfangen. Auch schläft er nur mit Mühe und sehr spät ein. (Frau N. versucht,<br />

das Einschlafen ihres Kindes hinauszuzögern und beeinflußt damit den Rhythmus<br />

von Georg). Beides läßt auf eine noch mangelhafte Selbstregulation schließen. Es<br />

wäre wichtig, daß Fr. N. nicht versucht, das Baby abzulenken, wenn es müde ist,<br />

sondern ihm hilft, sich selbst zu beruhigen, um in den Schlaf fallen zu können.<br />

6. Stunde<br />

Frau N. fühlt sich von ihrem Mann im Stich gelassen. Ein Gespräch findet kaum<br />

statt. Sie könne ihm aber keinen Vorwurf machen, er sei ja immer so gewesen.<br />

Während sie erzählt, interessiert sich Georg für die Rasseln und spielt damit. Er<br />

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