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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Atem und Stimme<br />

• Dominik kommunizierte mit Stefan auf seine Art.<br />

• Dominik machte den Eindruck, als würde er die Musik aufnehmen.<br />

• Der Musiktherapeut hatte den Eindruck, D. höre wirklich zu.<br />

• Während des Singens entspannte er sich sichtbar.<br />

• Er konnte seine Finger entspannt ausstrecken und bequem ablegen.<br />

Für alle Beobachter war besonders auffällig, daß, wenn andere Kinder im Raum<br />

anwesend waren, häufig eine Interaktion zwischen Kindern, Dominik und dem<br />

Musiktherapeuten feststellbar war.<br />

Die Gruppenmitarbeiter lernten jetzt das Obertonsingen und den Umgang und<br />

Einsatz mit der Stimme als Kommunikationsmittel mit geistig und<br />

schwerstmehrfachbehinderten Menschen. Die Großmutter von Dominik, die bei<br />

einer Sitzung anwesend war, versuchte jetzt auch über das Summen von Tönen eine<br />

andere Art von Kontakt zu D. aufzunehmen und war von dieser Art der Interaktion<br />

restlos begeistert. Es entstand eine entspannte Art der Kommunikation.<br />

Ein Kollege sagte, daß er es beim Windelwechseln einsetzen würde, wenn die<br />

Beine verkrampft seien. Er summe ein paar Töne und nehme mit den Händen<br />

Kontakt zu den Beinen auf. Oft könne so die Spastik gelöst werden und das<br />

Wechseln der Windeln könne für beide Seiten streßfreier durchgeführt werden.<br />

Auch hinsichtlich der benötigten Medikation gab es erwähnenswerte<br />

Beobachtungen. Dominik erhielt üblicherweise bei besonders großer Unruhe oder<br />

Spastik, neben der seit einem halben Jahr gleichgebliebenen Grundmedikation als<br />

Bedarfsmedikament Chloralhydrat: In den 45 Tagen vor Therapiebeginn wurde 33<br />

mal Chloralhydrat gegeben, in den 45 Tagen nach Therapiebeginn war dies lediglich<br />

5 mal nötig. Die Anzahl der Sitzungen in dieser Zeit: belief sich bei zweimal<br />

wöchentlich auf etwa 10 Stunden.<br />

Die Atem- und Musiktherapeutin Sabine Rittner, die in mehreren<br />

Forschungsprojekten über die Wirkung der Stimme in verschiedenen Bereichen<br />

tätig ist, stellt fest, daß die „...große Bedeutung, die der Arbeit mit der Stimme in der<br />

Musikpsychotherapie zukommt, (...) bedauerlicherweise bisher in der<br />

musiktherapeutischen Fachdiskussion nur sehr peripher wahrgenommen worden“<br />

ist. (1996, S. 365). Dieser Meinung schließe auch ich mich an.<br />

Literatur<br />

Adamek, K. (1989). Die Stimme – Quelle der Selbstheilung. Freiburg: <strong>Verlag</strong><br />

Hermann Bauer KG.<br />

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