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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Primärprozess und Sekundärprozess in musiktherapeutischer Transformation<br />

Teile dieser präsymbolischen Erfahrungsbildung dem bewußten Erleben und<br />

Verhalten zugänglich zu machen .“<br />

Wenn ich das zusammenfasse, dann heißt das, daß die Inhalte und Muster, die in<br />

der präverbalen Zeit außerhalb des Omnipotenzerlebens i.S. Winnicotts (1991,<br />

1988) geblieben sind, nicht für die Bildung von Selbststruktur verwendet werden<br />

konnten. Diese Inhalte und Muster bilden den Kern unseres Unbewußten. Und<br />

wenn diese Inhalte nachträglich <strong>zur</strong> Bildung von Selbststrukturen beitragen, können<br />

wir – so Tenbrink – davon sprechen, daß Unbewußtes bewußt gemacht worden ist.<br />

Es geht gewissermaßen um eine nachträgliche Symbolisierung von sogenanntem<br />

präverbalem Erleben.<br />

Tenbrink trifft also die Unterscheidung zwischen jenem Erleben das ins<br />

Omnipotenzerleben aufgenommen wurde (also <strong>zur</strong> eigenen Person dazu gehört)<br />

und solchem Erleben, das aufgrund seines traumatischen Potentials vom<br />

Omnipotenzerleben ausgeschlossen werden mußte.<br />

Dieser Begriff des Omnipotenzerlebens findet sich bei Winnicott als ein ganz<br />

wesentlicher Faktor in der allerersten Entwicklungsphase<br />

In der Musiktherapie – und das heißt in der Arbeit mit Kranken beziehen wir uns<br />

mit Tenbrink „überwiegend auf das Schicksal dieser traumatischen – und damit<br />

mehr oder weniger aus dem Omnipotenzerleben ausgeschlossenen – präverbalen<br />

Erfahrungen. Und er trifft eine weitere wesentliche Unterscheidung, nämlich die<br />

zwischen Ausdruck und Transformation.<br />

„Präsymbolischen Erfahrungen Ausdruck verleihen meint aber noch nicht<br />

zwangsläufig auch Transformation. Transformation ist ein zweiter Schritt, der sehr<br />

viel schwieriger zu realisieren ist, als etwas lediglich zum Ausdruck zu bringen.<br />

Anders formuliert, „Ausdruck von präverbalen Erlebnismustern“ meint lediglich,<br />

daß etwas von dem ungedachten Wissen durch die Verknüpfung mit aktuellen<br />

Sinneseindrücken vorübergehend in eine flüchtige und fragile Form gebracht<br />

werden kann. Dieses Geschehen weist den Charakter einer Katharsis auf, die keine<br />

strukturellen Veränderungen im Selbst mit sich bringt, sondern lediglich die<br />

vorübergehende Abfuhr von Spannungen ermöglicht, die in den präverbalen<br />

Erlebnismustern gebunden sind, ohne daß die Muster selbst eine dauerhaft<br />

symbolisierte Form erhalten, bzw. zum Aufbau von Selbststruktur genutzt werden<br />

können. M. a. W. es hat keine ausreichende Transformation der Erlebnismuster<br />

stattgefunden. Die Voraussetzung dafür, daß die Symbolisierung von präverbalem<br />

Material eine dauerhafte Wirkung mit sich bringt – d.h. Präverbales wirklich auf<br />

strukturellem Niveau in symbolische Form gebracht werden kann -, ist ein Prozeß<br />

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