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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Ohne Antwort bin ich verloren<br />

2. Stunde<br />

In dieser Stunde liegt das Kind entspannt auf einer Decke und lächelt seine Mutter<br />

an! Bis jetzt hatte ich Georg immer nur am Körper von Vater oder Mutter “klebend”<br />

erlebt, wo er sich nie wirklich hat niederlassen können. Auf meine Frage:<br />

“Was haben Sie denn mit Ihrem Kind gemacht, haben Sie es umgetauscht?” lacht<br />

Frau N. und meint, die Leiterin der Babymassage-Gruppe hätte das auch gesagt,<br />

denn die hätte Georg auch nie beruhigen können.<br />

Was war geschehen? Frau N. hatte in der letzten Stunde bemerkt, daß Georg den<br />

Klang des Xylophons liebt, und so war sie mit ihm am nächsten Tag in ein Geschäft<br />

gegangen, und hatte eines gekauft. Jetzt spielt sie ihm mehrmals am Tag vor. Dann<br />

wird Georg ganz ruhig und ihr hoher Blutdruck geht dabei auf Normalwerte<br />

herunter.<br />

In derselben Sitzung spielt Georgs Mutter Monochord. Er ist begeistert und<br />

“tanzt” zu den Klängen. Zum ersten Mal fängt er an zu ”erzählen”. Es entsteht ein<br />

sehr intensiver, freudiger Kontakt zwischen beiden.<br />

Kommentar: Hier begegnen wir dem Prinzip der Gegenseitigkeit. Es ist eine gegenseitige<br />

Regulation: Das Baby zeigt zum ersten Mal Freude und Zufriedenheit, es<br />

hat aus seiner Isolation in die Welt <strong>zur</strong>ückgefunden. Seine Mutter konnte sich aus<br />

Anspannung und Ängstlichkeit lösen und ihr Bluthochdruck geht auf normale<br />

Werte <strong>zur</strong>ück.<br />

Hier wird auch deutlich, daß geteilte Freude eine negative emotionale Spirale<br />

durchbrechen kann und ist damit auch ein Indikator für die Qualität einer Beziehung.<br />

3. Stunde<br />

Georg wirkt entspannter und schreit nicht mehr so lange und so oft. Doch immer<br />

wieder gibt es Mißverständnisse: So interpretiert Frau N. Georgs Schreien als<br />

Hunger (was auch stimmt), er kann aber nicht trinken und schreit weiter. Ich unterbreche<br />

sein Schreien mit dem Klang einer Rassel...das Kind nimmt Kontakt auf,<br />

entspannt sich, lächelt und macht ein “Bäuerchen”. Dann fängt es wieder an zu<br />

quengeln, die Mutter meint jedoch “Hunger kannst du ja nicht haben, wir haben es<br />

doch gerade probiert”. Dabei denkt sie nicht daran, daß jetzt wieder mehr “Platz”<br />

ist. Auf eine vorsichtige Nachfrage von mir legt sie das Kind nochmal an und ist<br />

überrascht, wie problemlos es trinkt .<br />

Kommentar: Diese Situationen, in denen Fr. N. bestimmte Vorstellungen über ihr<br />

Kind hat, die nicht hinterfragt werden, tauchen immer wieder auf. Sie erscheinen<br />

wie ein “roter Faden der Mißverständnisse”.<br />

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