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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musik im Traum<br />

„har“ in dem Wort Harmonía die Vereinigung von Gegensätzen zu einem Ganzen,<br />

im materiellen, im ideellen und im kosmischen Sinne.<br />

Die Musik wird hier in einem umfassenden Sinne angesehen als eine unter verschiedenen<br />

Aspekten zu betrachtende Seinswirklichkeit, die, verschiedene Bereiche<br />

umschliessend, in der Art einer Jakobsleiter auf der Erde steht und bis in den Himmel<br />

reicht:<br />

1. Musik in ihrem materiell fassbaren, erdhaft-organischen Aspekt, „Musica instrumentalis“,<br />

ist Ausdruck für die Musik, wie der Mensch sie ausübt, Vokalund<br />

Instrumentalmusik umschliessend.<br />

2. Musik in ihrem psychischen Aspekt, „Musica humana“, gilt als Sprache der<br />

Seele, als gleichsam musikalische Verbindung von Leib und Seele.<br />

3. Musik in ihrem kosmischen Aspekt, „Musica mundana“, Sphärenharmonie<br />

oder Harmonie des Kosmos, bezieht sich auf das harmonikale, nach Mass,<br />

Zahl und Gewicht proportional geordnete Weltganze.<br />

4. In ihrem göttlichen Aspekt, „Musica divina“ oder „Musica coelestis“, umschliesst<br />

sie die Harmonie des Himmels und die Musik der Engel oder Intelligenzen<br />

als Lenker der Sphären.<br />

Alle diese Bereiche gehören eng zusammen und machen erst in ihrer Gesamtheit<br />

die Ganzheit der Musik aus. Aufgabe und Ziel der Musik als Harmonía ist die Herstellung<br />

eines produktiven Ausgleichs der Kräfte, einer Balance der so häufig miteinander<br />

im Streit liegenden, einander feindlichen Brüder im somatischen, psychosomatischen<br />

und psychischen Bereich, weshalb auch die Ärzte der Antike die Musik<br />

als der Heilkunde zugehörig betrachteten. Bis in unsere Tage hinein ist dieses alte<br />

Erfahrungsgut wirksam. So bedient sich z.B. auch die neuzeitliche Musiktherapie<br />

einer seit Urzeiten erprobten Praktik, wenn sie versucht, die ordnenden, befreienden<br />

und sanierenden Kräfte der Musik in den Dienst der Krankenheilung zu stellen.<br />

II. Die Jakobsleiter der Musik<br />

Eine Entsprechung zu dieser archaischen Ganzheitsschau der Musik ist die aus<br />

der jüdischen und christlichen Mystik bekannte Vorstellung von der vier Welten<br />

miteinander verbindenden Jakobsleiter. Die Himmelsleiter, die Jakob im Traum erblickt,<br />

wird hier betrachtet als bestehend aus vier grossen „übereinander geschichteten“<br />

Stufen oder Wellen. Diese sind nicht nach Art unserer raum-zeitlichen Anschauung<br />

voneinander geschieden, sondern durchdringen sich gegenseitig im Hier<br />

und Jetzt: „Die göttliche Welt überlagert die Welt der schöpferischen Ideen, diese<br />

die Welt der Formungen und diese ihrerseits die materielle Welt.“ (Peter, 1943, S<br />

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