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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Popmusik als Teil des Behandlungsprogrammes<br />

für sie zu schaffen. Wenn man von einer Maske sprechen kann, dann ist diese für<br />

den Patienten keine Scheinidentität, sondern vielmehr eine Überlebensstrategie. Ein<br />

Versuch, diese abzubauen wird keinen Erfolg haben. Es wird den Patienten nur<br />

noch stärker von der Meinung überzeugt sein lassen, daß die Welt und alles und<br />

jeder eine potentielle Gefahr für ihn bedeuten.<br />

Wenn die Maske fällt, dann müssen sie diese selber absetzen wenn sie die Zeit als<br />

reif dafür empfinden. Die Zeit brauchen sie, um Sicherheit aufbauen zu können und<br />

um begreifen zu lernen, dass sich diese ganze Neuorientierung auch auf längere Zeit<br />

lohnt. Zwang <strong>zur</strong> Veränderung wird eine Reaktion <strong>zur</strong> Folge haben, die dann alles<br />

dominiert. Im Falle der forensischen Patienten bedeutet das, daß ihr altes<br />

problematisches Verhalten verstärkt werden wird. Der Teufelskreis wird sich wieder<br />

schließen und eine neue Bestätigung, die Maske weiterhin zu tragen, liegt auf der<br />

Hand. Diese Form des kontraproduktiven Arbeitens können wir uns nicht erlauben,<br />

weil die Behandlungsdauer so kurz wie nur eben möglich gehalten werden muss.<br />

Es wäre natürlich interessant nach dem Grund zu suchen, warum sie diese Maske<br />

tragen. Ist das um sich dahinter zu verstecken, dient sie als Schutz? Auch ist es<br />

interessant, sich aus ihrer Perspektive zu fragen: Warum sollten sie sie absetzen?<br />

Was gewinnen sie damit und: Was können sie eigentlich in ihrer Situation noch<br />

verlieren? Das hat gewiß mit viel Angst und negativen Erfahrungen zu tun. Solange<br />

sie nicht das Gefühl haben, daß sie dadurch etwas gewinnen, wird nichts mit ihnen<br />

passieren. Die Störung wird nie verschwinden, höchstens kontrollierbar werden.<br />

Man muss sich auch fragen, ob es die Aufgabe des Musiktherapeuten ist, diese<br />

Maske zerstören zu wollen, oder ob solche Aktionen alles nur noch komplizierter<br />

machen.<br />

Zum Schluß ein guter Rat: Gebrauche so viel wie nur irgend möglich das<br />

Medium selber. Die unmittelbare Kraft der Musik ist das beste Instrument, das uns<br />

<strong>zur</strong> Verfügung steht.<br />

Für mich bedeutet arbeiten auch spielen. Spielen bedeutet für den Patienten hart<br />

an der Behandlung zu arbeiten. Achte darauf, dass es vor allem ein Spiel bleibt,<br />

verbalisiere nicht zu viel. Die Patienten haben sich schon genug guten oder<br />

korrigierenden Rat anhören müssen.<br />

Aus dem Niederländischen übersetzt von Susanne Neugebauer<br />

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