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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musik im Traum<br />

und pflegt häufig von der den archaischen Symbolen eigentümlichen Tiefgründigkeit<br />

zu sein. Das musikalische Element steht jedoch bei weitem nicht immer im<br />

Zentrum des Traumgeschehens. In vielen Fällen hält es sich sehr verborgen und<br />

bescheiden im Hintergrund. Es lohnt sich aber, auch das nur am Rande erscheinende<br />

musikalische Motiv zu beachten und auf seinen Gehalt abzuklopfen. Durchaus<br />

nicht immer, aber doch mehr, als man zunächst annimmt, bedeutet seine Erschliessung<br />

eine Bereicherung des Bewusstseins durch einen aus der Tiefe des Unbewussten<br />

herausgehobenen Erkenntniswert, der sich in ein so schlichtes Gewand hüllte,<br />

dass man beinahe an ihm vorbeigegangen wäre.<br />

Musikalische Träume sind ebenso vieldeutig und mehrdimensional wie andere<br />

Träume. Es gilt auch für sie die goldene Regel wissenschaftlicher Traum-<br />

Erschliessung, dass es kein festgelegtes Deutungsschema gibt, da jedes Individuum<br />

anders reagiert und seine ganz eigenen Einfälle und Assoziationen hat. So kann z.B.<br />

das Klavier für den einen das Traumland der Sehnsucht repräsentieren, während es<br />

für den anderen zum Albtraum wird. Zum therapeutischen, d.h. dem Menschen<br />

dienenden Verstehen und Aufschlüsseln von Träumen schreibt C .G. Jung: „Die<br />

eigentliche Interpretation des Traumes ist in der Regel eine anspruchsvolle Aufgabe.<br />

Sie setzt psychologische Einfühlung, Kombinationsfähigkeit, Intuition, Welt- und<br />

Menschenkenntnis und vor allem ein spezifisches Wissen voraus, bei dem es ebensosehr<br />

auf ausgebreitete Kenntnisse wie auf eine gewisse „intelligence du cœur“<br />

(Weisheit des Herzens) ankommt.“ (Jung, 1960, S. 327). Von grundlegender Bedeutung<br />

ist hierbei die bedingungslose Achtung vor dem mitmenschlichen Gegenüber,<br />

das uns seine Träume anvertraut und dessen Einfälle und Zustimmung bei dem<br />

Bemühen um Sinnfindung das Entscheidende sind.<br />

Archetypen musikalischer Ganzheit<br />

Zum Begriff der Urbilder oder Archetypen schreibt C. G. Jung: „Das urtümliche<br />

Bild, das ich auch als ‚Archetypus‘ bezeichnet habe, ist immer kollektiv, d.h. es ist<br />

mindestens ganzen Völkern oder Zeiten gemeinsam. Wahrscheinlich sind die hauptsächlichsten<br />

mythologischen Motive allen Rassen und Zeiten gemeinsam“ (Jung,<br />

1960, S. 453). – Es ist „ein zusammenfassender Ausdruck des lebendigen Prozesses“<br />

(Jung, 1960, S. 454). – „Das urtümliche Bild (...) ist ein eigener lebendiger Organismus,<br />

‚mit Zeugungskraft begabt‘, denn das urtümliche Bild ist eine vererbte<br />

Organisation der psychischen Energie, ein festes System, welches nicht nur Ausdruck,<br />

sondern auch Möglichkeit des Ablaufes des energetischen Prozesses ist“<br />

(Jung, 1960, S. 457).<br />

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