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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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MARCO NAARDEN<br />

Anderen wenig oder nichts zu sagen, wenn er selbst nichts davon hat. In meiner<br />

Zusammenarbeit mit ihm wird sich das sicher äußern. Sobald er Lust durch die<br />

Musik hat, können wir Probleme besprechen und diese innerhalb des musikalischen<br />

Prozesses probieren zu verbessern.<br />

Nemen wir an, ein Patient spielt Gitarre in einer Band, aber es gelingt ihm nicht,<br />

sich auf die anderen Bandmitglieder einzustimmen. Eine populäre “Lösung” ist<br />

dann, den Lautstärke-Knopf auf maximal zu drehen, sodaß er sich selbst hört, die<br />

anderen aber nicht. Das wiederum wird zweifelsohne zu Reaktionen bei den<br />

Anderen führen. Das Erleben seines eigenen Lust wird durch seine Unfähigkeit,<br />

seine Tonhöhe anzupassen, gebremst. Sobald er einsieht, dass er lernen muß, seine<br />

Tonhöhe anzupassen, will er sich optimal unterhalten, wird er durch das bessere<br />

Resultat direkt belohnt werden.<br />

Eine Einsicht solchen Umfangs wird mit einer eher theoretischen oder<br />

psychodynamischen Behandlungsmethode nur selten erreicht. Es ist schwierig, über<br />

zum Beispiel Emphatie zu sprechen, wenn sie selbst nicht erkennen können, was<br />

das eigentlich ist. Die Gefahr ist groß, sich auf etwas zu beziehen, was beim<br />

Patienten (noch) nicht vorhanden ist. Doch ist es wichtig, diese Themen zu<br />

behandeln, weil der Mangel an Emphatie negativ mit aggressivem Verhalten<br />

gekoppelt ist. Emphatie spielt auch eine wichtige Rolle im erfolgreichen Unterhalten<br />

normaler sozialer Beziehungen. Emphatisches Verhalten befördert Einsicht in das<br />

Verhalten anderer, die Möglichkeit, den Standpunkt des anderen zu sehen und<br />

letztendlich ein aufrechtes Interesse für das, was ein anderer zu sagen hat, zu<br />

entwickeln. Musik machen appelliert an eigene Gefühle und Gefühle anderer. Weil<br />

Zusammenspielen etwas Soziales ist, können soziales Verhaltenstraining und<br />

Empathietraining auf diese Art und Weise auch spielerisch und lustvoll erlebt<br />

werden.<br />

Behandlungsmodell des Individual & Social Tuning<br />

Jeder hat so sein theoretisches Schema und auch ich habe versucht meine Art zu<br />

arbeiten in verschiedene Aspekte zu unterteilen. Damit will ich kein statisches<br />

Modell schaffen, sondern eher einem Bedürfnis nach Struktur eine Gestalt geben.<br />

Dieses Modell soll auch mit Beispielen aus der Praxis erläutert werden. Ich gehe von<br />

zwei Elementen aus: Individual Tuning und Social Tuning. Ich benutze diese englische<br />

Terminologie („Abstimmung, Übereinstimmung“) weil sie ihre doppelte Bedeutung<br />

so treffend mit einer musikalischen Konnotation ausstattet. Diese Einteilung teile<br />

ich jeweils in zwei weitere Niveaus ein:<br />

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