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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musiktherapie und Gesundheitswissenschaften<br />

Musik in der Medizin steht überwiegend in der Tradition des Kausalitätsprinzips<br />

"Wenn diese Musik - dann jene erhoffte Wirkung und Auswirkung auf den<br />

Gesamthaushalt des Patienten".<br />

Musik in der Medizin wird gegenwärtig durch die Medien und seitens der Medien<br />

manchmal mit einem unglücklichen Bild vermittelt. Es ist das Bild des Wettbewerbs,<br />

der mit Musik erfolgreicher sein will, und welches auch unter "Musiktherapie"<br />

subsumiert wird. Musikmediziner wie Ralph Spintge (Institut für Musiktherapie der<br />

Musikhochschule Hamburg und Sportkrankenhaus Lüdenscheidt) hingegen arbeiten<br />

an klaren Definitionen der Musikmedizin, MusikMedizin, Musik in der Medizin (vgl.<br />

Spintge und Droh, 1992).<br />

Nicht erst den bisherigen beiden Gesundheitsstrukturreformen erwuchsen die<br />

manchmal in den Medien sportiv wirkenden Wettbewerbe: "Deutschlands<br />

berühmteste 3o Kardiologen"(Focus), "Die 5o besten Kliniken"(Spiegel-special),<br />

"Wo Sie am schnellsten gesund werden..."(Stern) usw.<br />

Musiktherapie wird dabei (leider) mitvermarktet im Sinne von "Dr. Mozart bitte in<br />

den OP - dann geht alles schneller, besser, ohne Nebenwirkungen..." (BUNTE).<br />

Damit berühren Sie den kritischen Punkt der „musikalischen<br />

Pharmakologie“, die ja – im Gegensatz zu den gewissenhaften Forschungen<br />

Spintges - auf oft fragwürdige Weise Anwendung findet.<br />

TV-Ärzteserien sind in den letzten acht Jahren um ca. 35 % im<br />

Programmgesamt der ARD und in den Privatsenderketten erweitert worden - mit<br />

ihrem Anteil an melodramatischer Interaktion zwischen fürsorgenden und mehr<br />

verliebt gezeigten, als liebenden Ärzten gegenüber ihrer Patienten-Klientel. Derlei<br />

Serienerfolge sind wohl auch kompensatorischer Ausdruck einer sehr viel tieferen<br />

Sehnsucht in der Beziehung zwischen Behandlern und Behandelten.<br />

Auf dem Deutschen Hausärztetag in Bremen vor drei Jahren hörte ich nach<br />

meiner Präsentation der Musiktherapien bei Fragen im Plenum und bis auf die<br />

Toiletten hin immer wieder die Hoffnung heraus: Ließe sich nicht mit der<br />

Einbeziehung von Musik in die Medizin eben diese kollektive Insuffizienz in der<br />

Arzt-Patient-Beziehung neu qualifizieren?<br />

Aufgabe wird sein, hier falsche Hoffnungen von Medizinern in Musik - vom<br />

Wunsch als Vater des Gedankens auch Musiktherapie genannt - behutsam<br />

umzusteuern in das, was Musiktherapie im Verständnis der sechs staatlichen<br />

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