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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Spezifische Aspekte in der musiktherapeutischen Beziehung<br />

muss. Der andere muss das doch begreifen, ohne dass ich es sagen muss. Wenn der<br />

andere mich kennt, echt an mir interessiert ist, dann weiss er das doch.“<br />

Hier sieht man auch eine Verbindung zu dem komplizierten Ritual in<br />

symbiotischen Beziehungen „Wenn ich ihn lange genug genauso behandle, wie ich<br />

von ihm behandelt werden will, dann werde ich endlich die ersehnte, vollkommene<br />

Übereinstimmung und Harmonie finden.“ Schmidbauer nennt es die „magische<br />

Erwartung“, die diese symbiotischen Beziehungen bestimmt. Kann der<br />

Musiktherapeut all diesen Anforderungen genügen? Wie geht er mit diesen<br />

bewussten und unbewussten Erwartungen der Patienten um?<br />

Die Sprache des Patienten und des Musiktherapeuten<br />

Über das Spezifische der Musik als abstrakte, nonverbale und emotionale Sprache<br />

wollen wir hier nicht in erster Linie sprechen, sondern über die Notwendigkeit der<br />

eigenen musikalischen Sprache für jeden Musiktherapeuten. Jeder Musiktherapeut<br />

hat eine eigene Art zu musizieren, sich musikalisch zu äußern. Es ist wichtig, dass er<br />

diese eigene, individuelle musikalische Sprache kennenlernt, entwickelt und<br />

verfeinert. Wenn der Musiktherapeut sich in seinem Ausdruck frei fühlt, gibt er<br />

auch den Patienten diese Freiheit, sich auszudrücken. Wie ein Musiktherapeut sich<br />

in der Spielweise oder dem Ausdruck seiner Patienten erkennt, so können Patienten<br />

sich auch in dem musikalischen Bild oder Spiel des Musiktherapeuten finden oder<br />

erkennen. Aus meiner eigenen Entwicklung als Musiktherapeut habe ich die<br />

musikalischen Ausdrucksweisen von Patienten, die ich in Behandlung habe, sich<br />

entwickeln sehen. Patienten drücken sich mir gegenüber nun anders aus, als<br />

beispielsweise vor 10 Jahren. Damals suchte ich noch intensiv meine eigene<br />

musikalische und musiktherapeutische Identität.<br />

Jeder Musiktherapeut ist ein Künstler oder wird es sein müssen, nicht alleine weil<br />

er sich einer Kunstform bedient, sondern weil auch sein psychotherapeutisches<br />

Selbst kunstsinnig ist. Die Art, wie der Patient improvisieren soll, wird<br />

charakterisiert durch die Art, wie der Musiktherapeut mit dem Medium Musik<br />

umgeht bezüglich seines Denkens und Fühlens, selbst, wenn er innerhalb der<br />

musiktherapeutischen Sitzungen nie mitspielt. Dies wird nämlich zum Ausdruck<br />

gebracht durch seine Haltung, die Art des Zuhörens, die Mimik, das Denken und<br />

die mentale Anwesenheit innerhalb von Improvisationen. Hierbei kommt zum<br />

Ausdruck, wie sich der Musiktherapeut mit der Musik beschäftigt, über sie<br />

reflektiert, neue Methoden entdeckt und sie anwendet.<br />

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