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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musik im Traum<br />

samung und Kontaktverlust. Das Instrument spielt nicht mehr, auch die Saiten sind<br />

gerissen, heisst es im Traum. Das besagt, der Mensch ist seelisch verstummt, keine<br />

Saite gerät mehr ins Schwingen. Der Gang zum Instrumentenbauer ist die einzige<br />

Möglichkeit, das Instrument wieder zum Klingen zu bringen. Damit ist auch der<br />

Weg gewiesen aus dem Zustand der Zerstörung und des Chaos in den einer möglichen,<br />

allmählichen Heilung.<br />

Dieser Traum bringt vier wichtige Hinweise: Zum ersten eine unmissverständliche<br />

Darstellung des bestehenden Übels, zum zweiten die Aufforderung den Schaden<br />

beheben zu lassen, zum dritten die Ermutigung, dass eine solche Reparatur<br />

möglich ist, und zum vierten den Rat, sich für das langwierige Unternehmen mit<br />

Geduld und Arbeitswilligkeit aus<strong>zur</strong>üsten.<br />

Traumbilder von geschädigten Musikinstrumenten können recht eindrucksvolle<br />

Hinweise auf die Art der seelischen Notlage geben, auf ihre Verursachung und auf<br />

die vorhandene oder nicht vorhandene Möglichkeit einer Behebung des Übelstandes.<br />

Hierbei können charakteristische Bilder auftreten wie Spalten, Risse, teilweise<br />

oder vollständige Zerstörung, Verwahrlosung, Verschmutzung und vieles andere<br />

mehr. Nicht immer ist wie in dem soeben berichteten Traum schon auf die Möglichkeit<br />

einer Sanierung hingewiesen und damit eine Phase des bewussten Angehens<br />

der Schäden initiiert (Streich, 1981, S. 208).<br />

4. Das Lied des dunklen Gefährten<br />

Es gibt Träume, in deren Mittelpunkt eine Melodie steht, die den Beginn einer<br />

neuen Entwicklungs- oder Erkenntnisphase musikalisch einleitet und für den Träumer<br />

nach ihrer Erschliessung zu einer Art Leitmotiv für die kommende Lebensspanne<br />

werden kann. In der Mehrzahl sind diejenigen Träume, die schon bereits<br />

vorhandene Melodien aus der Volk- und Kunstmusik ertönen lassen, um damit dieses<br />

oder jenes anzuzeigen. Es können aber auch Melodien mit Texten aufklingen,<br />

die es bisher noch gar nicht gegeben hat und deren Komponist und Textdichter das<br />

Unbewusste des Träumers selbst ist. Sie haben meist eine ganz bestimmte und besondere<br />

individuelle Bedeutung. So träumte ein junger Amerikaner (26 Jahre) jüdischer<br />

Abstammung, der an starken Minderwertigkeitsgefühlen litt, sich seiner Rasse<br />

schämte, der zudem auf kriminelle Abwege geraten war und sich selbst als erklärten<br />

Atheisten ausgab, er gehe , wie er berichtete, mit einem Neger spazieren. Dieser<br />

dunkle Begleiter singt ein langes Volkslied von seinem Leben und seinen Problemen,<br />

zugleich ist es auch ein religiöses Lied mit dem Inhalt, dass er nach Hause<br />

kommen möchte. Das Lied heisst: „Home to Moses, home to Christ, home to<br />

God“ („Heim zu Moses, heim zu Christus, heim zu Gott“).<br />

Der junge Mann ist stark ergriffen von dem Gesang des Schwarzen und ernennt<br />

ihn im Traum zu seinem Freund. Bis ins Wachbewusstsein klingt ihm der Gesang<br />

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