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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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GISELA M. LENZ<br />

ziehung zu seiner primären Betreuungsperson, meistens der Mutter. So beschreibt<br />

die Bindungs<strong>theorie</strong> ein biologisches Bindungssystem, das immer dann aktiviert ist,<br />

wenn das Kind leidet. Dieses System wird inaktiv, wenn das Kind beruhigt wird.<br />

Wenn ein Baby nie wirklich beruhigt, also reguliert, werden kann, wird es sich in<br />

einem permanent erhöhten Spannungszustand befinden: Dabei baut sich die Spannung<br />

mit der Zeit immer weiter auf. Grossmann (1994) sieht hierin ein Prinzip für<br />

die Entstehung von Aggression. Zudem verhindert ein aktives Bindungssystem auch<br />

die Erforschung der Welt.<br />

Nach Beatrice Beebe kann man eine sichere Bindung im Alter von 2-4<br />

Monaten voraussagen (Beebe und Lachmann, 1988; Beebe, Jaffe und Lachmann,<br />

1992; Beebe, 1994). Positive Signale wie Sich-Anschauen, Lächeln und Begeisterung<br />

beim gemeinsamen Spiel waren die Kriterien. Beebe untersuchte auch die Rhythmen<br />

der vokalen Interaktion zwischen Müttern und ihren 4 Monate alten Babies<br />

und konnte feststellen, daß die Muster dieser vokalen Begegnungen Rückschlüsse<br />

auf die kognitive Entwicklung mit 1-2 Jahren zuließen. In welchem Maß die<br />

Entwicklung angeborener Fähigkeiten gelingt, wird demnach von der Qualität der<br />

frühen Beziehung bestimmt.<br />

Das Baby ist auf Resonanz und Antwort angewiesen. Eine adäquate Anwort zu<br />

finden gehört zu den intuitiven elterlichen Verhaltensweisen, die von Papousek und<br />

Papousek (1987) als ”intuitive parenting” beschrieben wurden und die in jedem<br />

Menschen biologisch angelegt sind. Stress, Unsicherheit und Ängste verhindern allerdings<br />

die Nutzung intuitiver Fähigkeiten. Hier sind die eigenen frühen Beziehungserfahrungen<br />

der Eltern wirksam, die als Bindungs- repräsentationen im “Erwachsenen-Bindungs-Interview”<br />

erfaßt werden können (Köhler, 1992). Wie in<br />

keiner späteren Lebensphase spielen Gegenseitigkeit, Gleichzeitigkeit und das Teilen<br />

von Affekten und Gefühlen in den ersten Monaten die entscheidende Rolle. Mutter<br />

und Kind begegnen sich wie in einem Duett. Es läßt sich kaum trennen: Wer ist der<br />

Initiator eines Impulses und wer hat darauf reagiert. Alles läuft im bewußt nicht<br />

nachvollziehbaren Tempo intuitiver Verhaltensweisen ab.<br />

Frühe Entwicklungsschritte<br />

Für Michael Basch (1994) lernt ein Mensch in den ersten 6 Monaten mehr als in<br />

seinem gesamten späteren Leben. Unbestreitbar ist, daß sich in dieser Zeit grundlegende<br />

dynamische Muster bilden, die wie ein Raster bestimmen, wie ein Mensch<br />

spätere Erfahrungen erlebt und verarbeitet. Das Baby lernt, innere Zustände (states)<br />

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