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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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GISELA M. LENZ<br />

Implizites Wissen ist prozedural, non-verbal, nicht-symbolisch (!), vor- oder unbewußt<br />

(aber in Beziehungen erfahrbar), schwer in Worte zu fassen - aber dynamisch<br />

bewußt. Stern beschreibt es so: “du hast es immer gewußt, aber nie darüber<br />

nachgedacht” (1998). Es ist schnellen Wechseln unterworfen, wie es intuitivem<br />

Verhalten eigen ist und bestimmt eine grundlegende Art und Weise, wie wir in Beziehungen<br />

mit anderen umgehen. Auf dieser Ebene spielt sich affektives Verhalten<br />

ab und auf dieser Basis entstehen Wiederholungszwänge. Wie ein mitschwingendes<br />

Band begleitet uns dieses frühe Erfahrungs-Wissen und beeinflußt, wie wir etwas<br />

empfinden.<br />

Die “Boston Group” ging der Frage nach, was in psychotherapeutischen Prozessen<br />

”wirkt”. Dabei fand sie heraus, daß psychoanalytische Deutungen das ”explizite<br />

Wissen” berühren, das Erkennen, und nicht die Ebene des ”impliziten Wissens”<br />

erreichen. Ein wirklicher Wandel findet nur statt, wenn (auch) das implizite Wissen<br />

angerührt wird. Es ist wie eine Regulation zwischen Therapeut und Patient und erfordert<br />

eine authentische Antwort des Therapeuten. Damit wird die therapeutische<br />

Beziehung ”real”. Diese besonderen Momente, in denen dies geschieht, werden<br />

”now-moments” genannt – beide Partner ”treffen sich”. Auch in einer geglückten<br />

frühen Mutter-Kind-Beziehung entstehen diese Momente immer wieder und ebenso<br />

in Interaktionen mit anderen Betreuungspersonen. (Ein Beispiel für einen ‘nowmoment‘<br />

ist die eingangs beschriebene Fall-Vignette). Beide Partner sind in der<br />

Lage, sich zu synchronisieren. Beebe beschreibt diese Erfahrungen von Gemeinsamkeit<br />

und Gegenseitigkeit, auf der selben Wellenlänge sein, als Schlüsselmomente<br />

von Interaktion. Und Stern betrachtet das Teilen von Affekten, vokale Gemeinsamkeit<br />

und ‘das-sich-anstecken-lassen von Affekten‘ als Basis subjektiver Intimität.<br />

Was sind Schrei-Babies?<br />

Schrei-Babies sind kaum oder nicht zu beruhigen. Sie sind sehr irritabel, unruhig<br />

und brauchen besonders viel Ansprache und Abwechslung. Sie befinden sich permanent<br />

auf einem hohen Erregungsniveau. Schrei-Störungen bringen die Eltern an<br />

den Rand ihrer Kräfte und konfrontieren sie oft mit existentiellen Versagensängsten.<br />

Die Fähigkeit <strong>zur</strong> Selbst-Regulation bedeutet Flexibilität im Umgang mit inneren<br />

und äußeren Störungen. Diese Fähigkeit ist bei Schrei-Babies meist stark beeinträchtigt.<br />

Sie kommen einfach nicht <strong>zur</strong> Ruhe. Oft schlafen sie auch schlecht oder<br />

haben Probleme beim Trinken. Wenn sie größer sind, klagen die Mütter über ihre<br />

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