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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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HILDEMARIE STREICH<br />

anzusprechen und sagte: „Herr Hofkompositeur, wie haben Sie denn jenes Ornament<br />

in der Englischen Suite d-moll gemacht? Ich bin da etwas im Zweifel und<br />

froh, Sie fragen zu können.“ Zu meinem masslosen Erstaunen sagte Johann Sebastian<br />

thüringisch sächselnd: „Ach, wissen se, des wees ich selber nich so genau; mal so,<br />

mal so!“ und entfernte sich.“<br />

Dieser Traum ermutigte den Musiker, der sich nicht in psychotherapeutischer<br />

Behandlung befand, eine Synthese zu wagen zwischen wissenschaftlich fundierter<br />

Werktreue und freier künstlerischer Gestaltung, wodurch sein Spiel eine ungewöhnlich<br />

schöpferische Lebendigkeit und Klarheit erhielt (Streich, 1979, S. 1132 f.).<br />

9. Die Klangpyramiden des Taxifahrers<br />

Ein Wiener Taxifahrer, der in seiner freien Zeit Sythesizer-Musik komponierte,<br />

berichtete der Autorin, als er sie im Jahre 1999 zu einem ihrer Vorträge ins Kongress-Zentrum<br />

Wien fuhr, dass er viele, sich wiederholende Musik-Träume habe. In<br />

diesen Träumen erfahre er wertvolle Korrekturen für seine Kompositions-Arbeit<br />

und für sein Leben. Um von den schier unbegrenzten Klangbildungsmöglichkeiten<br />

des Synthesizers nicht überflutet zu werden, machen die Träume ihn aufmerksam<br />

auf die Notwendigkeit musikalischer Strukturierung in Form von Klangpyramiden,<br />

die das Chaos immer wieder ordnen helfen. Er reguliert, so teilte er mit, nach seinen<br />

Träumen sowohl seine Kompositionen als auch sein Leben und bringt es wieder<br />

ins Lot. Andernfalls kommen weitere Musik-Träume zu Hilfe.<br />

Träume im Umkreis von Tod und Sterben<br />

Es gibt Träume, in welchen die Musik als eine Art Seelenführerin in das nachtodliche<br />

Leben erscheint. Die hier erklingende Musik ist zumeist von nicht zu beschreibenden<br />

Schönheit und hinterlässt ein Gefühl des Trostes und der Gewissheit eines<br />

Vorhandenseins von zeitlosen Kräften, welche den Tod überdauern. So vermitteln<br />

manche dieser Träume eine starke Erfahrung der Musik allein als Künderin unsichtbarer<br />

Wirklichkeiten. In anderen erscheint die Musik in enger Verbindung zu Farbund<br />

Lichterscheinungen, durch welche Tore sich öffnen in eine bisher verschlossene<br />

Welt.<br />

10. Himmlische Musik<br />

Ein 86jähriger, in Weisheit alt gewordener Mann hörte kurz vor seinem Tode im<br />

Traum eine wundervolle himmlische Musik, welche ihm die tiefe Überzeugung vermittelte,<br />

dass eine grosse Güte das All trägt. Dieser Traum zeigt die Musik als Ver-<br />

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