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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Ohne Antwort bin ich verloren<br />

Zustände (states) zu regulieren, die als Vorläufer von Gefühlen gelten. In geglückten<br />

Interaktionen entsteht Flexibilität im psychischen System des Kindes. Ein flexibles<br />

System ist immer stabiler in Konfliktsituationen und damit entscheidend für die<br />

spätere Fähigkeit, Lösungen zu finden. Nach Daniel Stern (1992) entwickelt sich<br />

zuerst ein ”auftauchendes Selbst”, aus dem sich das ”Kern-Selbst” entwickelt. Das<br />

Kern-Selbst ist ein fragiles, dynamisches Gleichgewicht, das jederzeit gestört werden<br />

kann und wieder hergestellt werden muß. In seiner Fragilität erinnert es an die<br />

Beschreibung der ”states” durch Basch. Gegenseitigkeit, Gleichzeitigkeit und das<br />

Teilen von Affekten und Gefühlen sind Grundprinzipien, die das Kind in verschiedenartige<br />

Beziehungen zu den Betreuungspersonen und anderen einbindet; in<br />

diesem Eingebundensein entwickelt sich schließlich das ”Subjektive Selbst”. Aus<br />

dem gegenseitigen Austausch, der zunächst wie ein Duett abläuft wird, mit der Zeit<br />

ein Dialog.<br />

”Vitalitätsaffekte”, dynamische, innere Konturen von Gefühlen, vermitteln dem<br />

Baby, wie sich das Zusammen-Sein mit dieser oder jener Person anfühlt. So wird die<br />

Art und Weise, wie eine Mutter spricht oder ihr Baby hochnimmt, zum Instrument<br />

des Erkennens und bildet wiederum einen Baustein bei der Entwicklung der<br />

sozialen Welt dieses Kindes. Ob sich Beziehungen in dieser Zeit ”gut” und befriedigend<br />

anfühlen, hängt von der “Stimmigkeit” zwischen Mutter und Kind ab und<br />

wird dafür entscheidend sein, ob sich ein Mensch zu einem Einzelkämpfer entwickelt<br />

oder menschliche Beziehungen sucht.<br />

Das globale Erleben des Säuglings<br />

Eine weitere Besonderheit der frühen Säuglingszeit ist die Fähigkeit <strong>zur</strong> globalen<br />

Wahrnehmung. Globales Erleben zeigt sich in Amodalität, einer Fähigkeit, ein und<br />

dieselbe Erfahrung über verschiedene Modalitäten (Sinnes-Kanäle) zu erfassen und<br />

ermöglicht die Fähigkeit <strong>zur</strong> kreuzmodalen Verknüpfung (Meltzoff und Borton,<br />

1979).<br />

Globales, amodales Erleben, bzw. die Fähigkeit zu Kreuzmodalität könnten wir<br />

auch als basale Wahrnehmung bezeichnen. Sie ist allen Säuglingen - überall in der<br />

ganzen Welt - mit in die Wiege gelegt. Alle Säuglinge erleben die Welt im Spiel dynamischer<br />

Kräfte, unterschiedliche Beziehungen werden in charakteristischen, dynamischen<br />

Intensitätskonturen im prozeduralen Gedächtnis gespeichert. Die ”Process<br />

of Change Study Group, Boston” (Tronick, Stern, Bruschweiler-Stern, Lyons-<br />

Ruth, Morgan, Nahum und Sande, 1998) fand hierfür den Begriff des ”Implicit Relational<br />

Knowing”, des ”frühen impliziten Erfahrungswissens”.<br />

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