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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Spezifische Aspekte in der musiktherapeutischen Beziehung<br />

Danny schützte sich selbst durch seine Instrumentenwahl und die Aufstellung<br />

der Instrumente und versuchte so auch, sich selbst in der Hand zu haben. Dabei<br />

begleitete ich ihn sensibel in seinem Spiel, welches symbolhaft schwankte zwischen<br />

Tod und Leben. Der Tod stand für das chaotische Spiel, bei dem kein echter<br />

Kontakt zwischen Patient und Therapeut bestand. Das Leben zeigte sich da, wo<br />

Danny adaptiv und kommunikativ war.<br />

Containment<br />

Bion beschreibt den Begriff „Containment“ in der therapeutischen Beziehung<br />

folgendermassen: „Es ist das Schaffen eines psychischen Raumes, worin jede<br />

Kommunikation, wie verwirrend und peinlich sie auch ist, aufgefangen, festgehalten<br />

und 'mental verdaut' wird durch den Therapeuten, mit dem Zweck, die Gefühle von<br />

ihrer unerträglichen Qualität zu befreien, eine übersetzbare Gestalt annehmen zu<br />

lassen und einen Platz zu geben in der Erlebniswelt des Patienten.“ (1962, S. 306).<br />

Die endgültige Bedeutung ist die, dass der Patient durch diese Erfahrung lernen<br />

kann, selbst seine Ängste auszuhalten und damit umzugehen - mit anderen Worten,<br />

die „Containment-Funktion“ zu verinnerlichen.<br />

So kann der Patient in dem psychischen Raum, welcher in der Therapie<br />

geschaffen wird, seine ängstlichen, chaotischen und verwirrenden Gefühle und<br />

Erfahrungen, die er nicht verarbeiten oder kontrollieren kann, nach außen<br />

projizieren und auf den Therapeuten richten, um so diese Gefühle ertragen zu<br />

können, was man die „projektive Identifikation“ nennt (nach M. Klein). Die<br />

Musiktherapie bietet dem Patienten die Möglichkeit, diese beängstigenden und<br />

unerträglichen Erlebnisse auf Musikinstrumenten in Improvisationen zum Ausdruck<br />

zu bringen. Der Patient bekommt die Chance, sein Unvermögen, mit diesen<br />

Erlebnissen umzugehen, dennoch ausdrücken zu können, um die mögliche Abwehr<br />

des Schweigens zu vermeiden. Außerdem kann der Therapeut durch musikalische<br />

Interaktionen reagieren. Der Ausbruch dieser genannten Gefühle ist auf<br />

verschiedene Weise chaotisch, verwirrend, beängstigend oder aggressiv. Der Patient<br />

selbst ist durch diese Gefühlseruption überrumpelt und weiß oft nicht, wie er sie<br />

weiter entwickeln soll. Der Musiktherapeut sollte dann nicht passiv sein, sondern er<br />

muß versuchen, diesen Ausbruch musikalisch zu begleiten und zu strukturieren. So<br />

wird er eine Haut um dieses Erlebnis des Patienten spannen, eine akustische Haut,<br />

die diesen Ausdruck von Chaos zusammenhält und ihm eine Gestalt gibt. Für den<br />

Patienten ist dies schon ein erster Schritt. Er erfährt, daß er die verwirrenden<br />

Gefühle und das „sich nicht verstanden fühlen“ durch andere ertragen kann. Dies<br />

geschieht in einem intermediären Raum. Musik bietet den Vorteil, dass der Patient<br />

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