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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Ohne Antwort bin ich verloren<br />

große Gong wurde erst ab dem Alter von ca. 6 Monaten angenommen. Dann erlebten<br />

einige Kinder aber höchstes Entzücken, wenn sie von ihren Müttern davor<br />

gehalten wurden und merkten, was sie mit ihren Händen und Füßen bewirken konnten.<br />

Wenn die Kinder im Krabbel-Alter sind, spielt das Erforschen der Welt (des<br />

Raumes und der Instrumente) eine große Rolle. Kriterien der Beobachtung sind<br />

jetzt, wie lange und wie intensiv sich ein Kind seinen Erkundungen hingeben kann,<br />

ob es zum gemeinsamen Spiel auffordert, ob es sich leicht ablenken ließ, ob es sich<br />

niederlassen konnte.<br />

In der Arbeit mit der Mutter waren die therapeutischen Schritte ressourcenorientiert.<br />

So wurde besprochen, wie es ihr mit dem Kind in der Woche ergangen<br />

war. Geglückte Interaktionen wurden hervorgehoben und bestätigt. Selbst kleinste<br />

Veränderungen wurden wahrgenommen und angesprochen. So schärfte sich die<br />

Wahrnehmung der Mutter für die Signale ihres Kindes, aber auch für ihr eigenes<br />

Erleben in unterschiedlichen und “neuen” Situationen. Angebote, den Atem wahrzunehmen,<br />

halfen den Teufelskreis von permanentem Stress zu durchbrechen und<br />

wurden von den Müttern oft in den Alltag integriert. Allein die Tatsache: “da ist<br />

etwas, das tut mir gut und ich kann es für mich wieder-holen” – war für viele Mütter<br />

eine grundlegend neue Erfahrung. Das Prinzip der Gegenseitigkeit und das Erleben<br />

von “ich kann etwas bewirken” vermittelte sich beim gemeinsamen Improvisieren<br />

und stärkte das Vertrauen in eigene intuitive Fähigkeiten. In themenbezogenen Improvisationen<br />

wurden auch Gefühle wie Wut, Enttäuschung usw., die sich z.B. auf<br />

den Partner bezogen, “ins Spiel” gebracht, oder Fragen nachgegangen, “wie klingt<br />

mein `Nein´, hat es verschiedene Gestalten oder ist es sehr “ein-seitig”?. Gezielte<br />

Entspannungsübungen und Phantasiereisen halfen einen Zugang <strong>zur</strong> eigenen Kraft,<br />

zum gestaltenden Potential zu finden. Die neuen Erfahrungen wurden auch verbal<br />

aufgearbeitet.<br />

Fallbeispiel<br />

Ein Fallbeispiel soll einen Einblick in eine musiktherapeutische Behandlung von<br />

einem Schrei-Baby und seiner Mutter geben.<br />

In einem Familienzentrum treffe ich Georg und seine Mutter zum ersten Mal. Er ist<br />

zu diesem Zeitpunkt 7 Wochen alt.<br />

Seine Mutter, Frau N., hat ihn die ganze Zeit auf dem Arm, da er permanent unruhig<br />

ist. Er quengelt, biegt sich vom Körper der Mutter weg, oder fängt an zu<br />

schreien - es ist ein schrilles, unglückliches Schreien, das nicht enden will. Die Mut-<br />

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