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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musik im Traum<br />

Tier. Und ich tue, was es mir sagt. Wunderbar ist es, dort zu ruhen, eingebettet in<br />

das grosse Tönen. „Und nun küsse mich!“, singt das Tier. Da erschrecke ich.<br />

Furcht überfällt mich. Mich packt Entsetzen und Abscheu. Ich kann das einfach<br />

nicht. Da verstummt das Tönen. Das Tier sinkt in sich zusammen wie verwundet.<br />

Auch ich bin wie verwundet. Ich streichle das Tier. Es rührt sich nicht. Ich lege<br />

meinen Kopf auf seinen Hals, aber es ist wie tot. Da überkommt mich lähmende<br />

Angst, das Kostbare zu verlieren. Ich spüre auf einmal: „Ich liebe es ja schon, dieses<br />

wunderbare Pferd“. Und nun beuge ich mich herab und küsse es auf seine Mähne.<br />

Da springt das Tier jählings hoch und jubelt und schreit. Es ist wie ein Urschrei der<br />

Kreatur. Er fasst die ganze Freude der Schöpfung in sich zusammen. Er dringt aus<br />

dem Leib der Erde bis in das Herz des Himmels. Und da! Ein Krachen und Bersten!<br />

Die grosse Mauer stürzt ein, das Licht flutet durch den ganzen Raum, den ich im<br />

Dunkeln ertastet habe. Ich schwinge mich auf den Rücken des Pferdes, halte mich<br />

an seiner Mähne fest und singe mit ihm um die Wette. Es tanzt im Wirbel durch den<br />

grossen Raum und trägt mich bis zu der Stelle in der Tiefe des Brunnens, an der<br />

meine Wanderung begann. Und dort hebt es seine goldenen Hufe und scharrt und<br />

scharrt voller Eifer und Kraft. Auf einmal – da! – aus der Tiefe der Erde ein silbernes<br />

Klingen, wie Kinderlachen gluckert es. Eine Quelle, frisches, sprudelndes Wasser<br />

der Tiefe. Ich küsse vor Freude das Tier zum zweiten Mal. Da wachsen ihm zwei<br />

goldene Flügel. Aus den Tiefen der Erde, wo die Quelle singt, erhebt es sich in die<br />

Höhe und trägt mich in wunderbarem Flug nach oben, auf die Erde, auf eine grüne<br />

Wiese unter einen Apfelbaum mit lauter goldenen Früchten und singt und singt.<br />

„Nun bleiben wir immer zusammen“, sage ich und küsse es zum dritten Mal. Da<br />

jubelt es so laut, dass die Äpfel von den Bäumen purzeln vor Mitfreude. Und dann<br />

tanzen wir singend und tönend durch die ganze weite Welt“.<br />

Auf die Frau wirkte dieses Traumbild ausserordentlich befreiend. Auf einmal<br />

wurde ihr leicht, was vorher unmöglich erschienen war. Sie reduzierte ihren stark<br />

überfüllten Wochenplan auf das Allernotwendigste und hielt sich Zeit frei <strong>zur</strong> Ausübung<br />

und Entfaltung ihrer produktiven künstlerischen Kräfte und <strong>zur</strong> Selbstbesinnung<br />

(siehe ebenfalls Streich, 1973).<br />

2. Traum vom Monochord<br />

Nach einem Vortrag der Autorin über ihre Forschungs-Arbeiten berichtete ihr<br />

ein 65jähriger Ingenieur den folgenden Traum: „Ich war im Stall und sägte Holz für<br />

Musikinstrumente. Ich glaube, ich wollte ein Monochord bauen. Ein alter Mann<br />

kam und legte mir drei musikalische Symbole hin, mathematische Musiksymbole<br />

aus Silber, in Proportionen wie 1:2:3:4, geometrische Figuren wie Sterne oder<br />

Schneesterne. Die hingen dann danach da an der Wand. Der Mann sagte zu mir:<br />

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