29.05.2014 Aufrufe

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Macht der Musik<br />

Mitpatientin aus, die ebenfalls Probleme hatte, einen gemeinsamen Rhythmus zu<br />

finden. Nach einiger Zeit des Probierens gelingt es dann beiden, sich zu finden,<br />

noch dazu in einem Triolen-Rhythmus, der die ganze Gruppe mitreißt, sodass einige<br />

spontan mitspielen. Das Gelingen dieses Unterfangens ist ein bewegender Moment,<br />

in der anschließenden Reflexion werden strömende Glücksgefühle beschrieben –<br />

ein typischer „flow“ (nach Csikszentmihalyi, 1998).<br />

Gruppenthemen und ein abschließender Gedanke<br />

Die Themen der musiktherapeutischen Elemente wurden auf folgende Arten erarbeitet:<br />

erstens aus dem Konzept vorgegeben, z. B. Vorstellungsrunde oder Entspannungsübung,<br />

zweitens aus der Gruppendynamik, aber vom Gruppenleiter und<br />

der Coleiterin vorbereitet, drittens wurden sie spontan aus dem Gruppengeschehen<br />

entwickelt. Derartige Themen waren beispielsweise:<br />

• Darstellung von Zwiespältigkeit<br />

• „Wintermusik“<br />

• gespielter Rausch<br />

• „Einer gibt den Ton an und die anderen spielen mit“<br />

• tröstende und ermutigende Musik bei Trauer – gespielt für einen Betroffenen<br />

• Intonierung eines Rückfalls<br />

Gerade letzteres Thema löst aus verschiedenen Gründen bei einzelnen Gruppenteilnehmerinnen<br />

und –teilnehmern Befremden und Überforderung aus. Eine Patientin<br />

teilt mit, sie könne gar nichts spielen, da sie sich einen Rückfall nicht vorstellen<br />

könne und hundertprozentig trocken bleiben werde. Dies erscheint als eine offensichtliche<br />

Verleugnung und Verweigerung gegenüber einer durchaus realistischen<br />

Eventualität. Darauf reagiert die Gruppe äußerst verwundert und irritiert und es<br />

entsteht eine lebhafte und kontroversielle Diskussion. Der schon erwähnte narzisstisch<br />

strukturierte Herr F. wiederum kann ebenfalls nicht spielen. Bei ihm ist es allerdings<br />

so, dass er einen Rückfall als hässlich erlebe und sich nicht vorstellen könne,<br />

nicht so schön zu spielen, dass es anderen nicht gefalle. In der sich daran anschließenden<br />

Reflexion gelingt es ihm, sich aus der Rolle des Entertainers zu lösen<br />

und zu erkennen, dass es in der Musiktherapie um etwas anderes geht: „Dann wäre<br />

es also wie wenn ich gedankenverloren irgendetwas nehme und damit spiele, wie ein<br />

Kind? So ganz aus dem Herz und nicht aus dem Hirn? So ganz aus dem Gefühl und<br />

ohne zu lügen?“<br />

317

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!