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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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GABRIELE ENGERT-TIMMERMANN / TONIUS TIMMERMANN<br />

nicht eingegrenzt; alle in der aktiven Musiktherapie verwendeten Instrumente sind<br />

hier möglich. Die andere Gruppe beinhaltet Instrumente, die wir für die rezeptiven<br />

Teile verwenden; sie sind durch Monotonalität gekennzeichnet. Dabei ist jedes<br />

charakterisiert durch seine besondere Klangfarbe, die sich aus der jeweiligen<br />

Konstellation bzw. Gewichtung der Obertöne ergibt. Einige werden seit Urzeiten<br />

im kultischen Kontext verwendet. Hierzu gehören neben Schwirrholz und<br />

Maultrommel vor allem einfache Rhythmusinstrumente. Die Rassel ist sowohl ontowie<br />

phylogenetisch ein Urinstrument und wird <strong>zur</strong> rhythmischen Stimulation<br />

verwendet. Auch der Musikbogen, der bereits in jahrtausende alten Höhlenmalereien<br />

auftaucht, dient weltweit <strong>zur</strong> Trance-Induktion. Das bekannteste Instrument des<br />

Schamanen ist die Trommel, die er häufig als Pferd, Boot, Wagen oder Schlitten<br />

bezeichnet. Er betrachtet sie als Fahrzeug, mit dem er in veränderte<br />

Bewußtseinszustände reisen kann. Die moderne Musiktherapie beginnt seit einigen<br />

Jahren, sich diese therapeutische Möglichkeit des Arbeitens mit veränderten<br />

Bewußtseinszuständen zunutze zu machen (vgl. Engert-Timmermann &<br />

Timmermann 1994, S. 193 ff. und 1996, S. 26 ff.; Strobel 1994, S. 225 ff.; Strobel<br />

1996, S. 30 ff). Neher (1962) wies nach, daß die konstante Klangstimulation dabei in<br />

bestimmten Frequenzen die Gehirnaktivität beeinflußt. Außerdem wird der<br />

Trommelschlag häufig in Verbindung gebracht mit dem mütterlichen Herzschlag.<br />

Das Didjeridu, Blasinstrument der australischen Aborigines, wird mit Zirkularatmung<br />

gespielt und entfaltet dabei einen permanenten röhrenden Brummton mit stark<br />

tranceinduzierender Wirkung. Wie neueste intrauterine Klangaufnahmen deutlich<br />

machen, kommt der Klang dem Geräuschspektrum im Mutterleib sehr nahe (Hess<br />

1996).<br />

Der Ton der Klangschale entsteht fast unmerklich und nicht lokalisierbar. Das<br />

Geheimnisvolle dieses schwebend-kreisenden Klanges konfrontiert den<br />

Rezipierenden mit der rational nicht kontrollierbaren Ebene. Gleichzeitig kann er<br />

die Aufmerksamkeit fokussieren. Klangschalen gibt es von der Größe einer<br />

Teeschale bis hin zum Umfang von über einem Meter. Von daher reicht das<br />

Frequenzspektrum von sehr hohen bis sehr tiefen Tönen, die sehr unterschiedliche<br />

Wirkungen haben können. Auch bei Gongs gibt es erhebliche Größenunterschiede.<br />

Wir setzen in unserer Arbeit einen chinesischen Gong mit 85 cm Durchmesser ein.<br />

Der Klang breitet sich hier weit aus, weist ein facettenreiches Spektrum auf und ruft<br />

eine Fülle von Assoziationen hervor. Er ist achtsam zu dosieren, da er existentiell<br />

erschütternde Wirkungen haben kann.<br />

Das Monochord, zu Beginn der 80er Jahre als vielseitiges Instrument in die<br />

Musiktherapie eingeführt (vgl. Timmermann 1989b), wird bei den Rezeptionen als<br />

fließender monotonaler Klang gespielt, indem alle Saiten auf eine Tonhöhe<br />

eingestimmt und abwechselnd mit einem Finger der rechten und linken Hand<br />

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