29.05.2014 Aufrufe

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SILKE JOCHIMS<br />

D ER S TELLENWERT DES „DRITTEN“ IM<br />

MUSIKTHERAPEUTISCHEN BEHANDLUNGS-SETTING<br />

AM BEISPIEL DESTRUKTIVER BEZIEHUNGSDYNAMIK<br />

T HE VALUE OF THE „ THIRD“ WITHIN THE<br />

MUSIC- THERAPEUTIC SETTING OF TREATMENT<br />

DESTRUCTIVE DYNAMICS OF RELATIONSHIP SERVING AS AN EXAMPLE<br />

Quite often experiences of loss lead to destructive impulses , which are caused by feelings of powerlessness<br />

and depreciation resulting from offence, humiliation and too strong dependence . Neurological<br />

diseases, but specially Traumatic Brain Injury provoke the arousal of destructive impulses,<br />

because all those feelings are stimulated, which are contributing to the development of destructiveness.<br />

Brain Injury is not only a good breeding-ground for destructive impulses, but also an<br />

obstacle for psychotherapy based on cognitive-reflective abilities, because the organ for insight and<br />

reflection is inhibited in working on an abstract level. Therefore brain injured patients need actionorientated<br />

psychotherapy on a concrete emotional level. As destructive behaviour is producing<br />

helplessness in their surroundings and as it is nearly impossible to get in contact with destructive<br />

patients, the two causes for the need of the „Third“ are discussed. It is demonstrated by a case<br />

study that it is possible to reach directly to the emotional level by active improvisation and soundcreation<br />

of patient and therapist together without the patient being fully orientated and being able<br />

to reflect his destructive behaviour. The conflict is shaped and formed in the music and can thus be<br />

settled out symbolically, without somebody being destroyed. The „Third“ within the therapeutic<br />

relationship makes it possible that destructiveness is transformed into constructive creativity and<br />

that the process of coping with disease even in a state of reflective inability can be started.<br />

Nicht selten führen Verlusterlebnisse zu destruktiven Handlungsimpulsen. Ursache destruktiver<br />

Impulse sind Ohnmachts- und Entwertungsgefühle durch Kränkung, Demütigung und allzu große<br />

Abhängigkeit. Neurologische Erkrankungen, speziell aber Hirnverletzungen – vergleichbar traumatischen<br />

Erfahrungen – provozieren geradezu die Auslösung destruktiver Impulse, weil in der Person<br />

des Erkrankten alle die gefühlsmäßigen Anteile belebt werden, die <strong>zur</strong> Entstehung von Destruktivität<br />

beitragen. Hirnverletzungen sind jedoch nicht nur ein Nährboden für destruktive Verhaltensweisen,<br />

sondern verhindern auch eine Krankheitsverarbeitung auf kognitiv – reflexiver E-<br />

bene, da das Organ <strong>zur</strong> Einsicht und Reflexion nur eingeschränkt arbeitsfähig ist. Hirnverletzte<br />

brauchen darum eine handlungsorientierte Psychotherapie auf einer konkret-emotionalen Ebene.<br />

Da destruktive Handlungsimpulse die Umgebung hilflos machen und da die Beziehungsaufnahme<br />

durch den Zerstörungswillen behindert ist, werden zwei Begründungen für die Notwendigkeit des<br />

„Dritten Feldes“ diskutiert. Anhand einer Fallvignette wird demonstriert, daß es auch im Zustand<br />

verminderter Reflexionsfähigkeit wie z.B. im Durchgangssyndrom möglich ist, durch gleichzeitiges<br />

aktives Spielen von Therapeut und Klient direkt die emotionale Ebene zu erreichen. Der Beziehungskonflikt<br />

kann durch das „Dritte“ in der therapeutischen Beziehung symbolisch ausgetragen<br />

werden , ohne daß es ein Zerstören geben muß. Dieses „Dritte“ ermöglicht sowohl die Umwandlung<br />

von Destruktivität in konstruktive Kreativität als auch den Einstieg in den Krankheitsverarbeitungsprozeß<br />

.<br />

Vortrag beim 2 nd World Congress of the World Council for Psychotherapy - Subsymposion Music Therapy,<br />

Juli 1999, Wien (überarbeitete Fassung)<br />

195

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!