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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Das Kriegstrauma und die Notwendigkeit des Ausdrucks<br />

2. Entspannungsmöglichkeiten finden<br />

In jeder einzelnen Stunde wurde eine Entspannungsübung durchgeführt und alle<br />

Kinder jeder Altersgruppe zeigten sich daran sehr interessiert. Für traumatisierte<br />

Menschen (wie auch z.B. für Menschen mit einer Borderline-Störung), die häufig<br />

unter stärksten Spannungszuständen leiden, ist von größter Bedeutung, direkt und<br />

selbst etwas tun zu können, was zu einem unmittelbaren Spannungsabbau führen<br />

kann.<br />

Die Entspannungsübungen, die hier am meisten Beachtung fanden, waren<br />

Atemübungen und Muskel-Relaxationsübungen zu Musik.<br />

3. Ausdrucksmöglichkeiten für nicht belastende Gedanken, Phantasien<br />

und Empfindungen finden<br />

4. Eigene Gefühle verstehen und akzeptieren<br />

5. Extraverbaler und verbaler Ausdruck von Gefühlen und Empfindungen<br />

Der Ausdruck von Gefühlen ist, wie bereits erwähnt, für traumatisierte Menschen<br />

so wichtig wie gleichzeitig schwierig. Und ganz besonders der verbale Ausdruck.<br />

Daher galt es, die Kinder darin zu unterstützen, den Mut wieder zu finden, der<br />

eigenen Wahrnehmung wieder vertrauen zu lernen und sich wieder zuzutrauen, diese<br />

auch mitzuteilen.<br />

Herman schreibt im Zusammenhang mit der schmerzhaften Rekonstruktion des<br />

Traumas: „Je mehr sich der Patient beim Erzählen den schlimmsten Augenblicken<br />

nähert, desto häufiger fehlen ihm die Worte. Unter Umständen geht er spontan zu<br />

nonverbalen Kommunikationsformen über und beginnt zum Beispiel, Bilder zu<br />

malen. Da traumatische Erinnerungen oft als bildhafte Eindrücke oder Ikonen<br />

festgehalten sind, ermöglichen Zeichnungen oft einen besonders guten, ersten<br />

Zugang zu jenen unauslöschlichen Bildern.“ (Herman 1993, S. 249)<br />

Im Zuge des Besprechens der Zeichnungen wurden diese häufig auch noch mit<br />

den Kriegsgeräuschen verbunden, z.B. dem nach unten gehenden Pfeifton<br />

herabfallender Bomben und dem Krachen des Einschlags oder dem<br />

Maschinengewehr–Donnern, das kein Ende nahm. Dann stand natürlich an erster<br />

Stelle, das aufzufangen, den Schrecken auszusprechen, zu formulieren und schließlich<br />

auch die Kinder aufzufordern – manche waren in ständiger Unruhe und liefen im<br />

Raum herum – sich einen sicheren Platz in der Gruppe, im Raum zu suchen.<br />

In den Gruppen war mit das Wichtigste, die Möglichkeit zu geben, sich behutsam<br />

und vorsichtig wieder an die eigene Gefühlswelt heranwagen zu können. Das braucht<br />

den Weg der Entängstigung. Dieser Weg war möglich über das Spiel mit<br />

Wahrnehmungen, Empfindungen und Gefühlen, die zum Beispiel anderen Akteuren<br />

zugeordnet werden konnten und die in einem ungefährlichen, also nicht zu tief oder<br />

zu nahe gehenden Gefühlsbereich lagen und die dann beispielsweise pantomimisch,<br />

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