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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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ULRIKE HAFFA-SCHMIDT<br />

Musiktherapeutische Formen und Techniken<br />

Ich arbeite mit Rezeptiver Musiktherapie, das heißt, daß ich selbst für den<br />

Patienten spiele. Dies können Musikmeditationen sein, Klangreisen mit<br />

monochromen Instrumenten, Improvisationen und das Spielen von Liedern und<br />

Kompositionen.<br />

Aber auch Aktive Musiktherapie mit freiem Improvisieren auf leicht spielbaren<br />

Instrumenten ist mit nahezu allen Patienten möglich.<br />

Hinzu kommen neue Bereiche, die ich erst hier kennengelernt habe:<br />

Patienten erzählen mir von ihrer Sehnsucht, ein Instrument zu erlernen. Sie<br />

probieren meine Musikinstrumente mit mir gemeinsam aus und fragen mich, ob sie<br />

denn musikalisch seien, welches Instrument ich denn für geeignet halte und ob es<br />

sich in ihrer Situation überhaupt noch lohne, mit dem Unterricht anzufangen<br />

Manche Patienten haben auch das Gefühl, daß Musik, die sie vor der Erkrankung<br />

gehört haben, nicht mehr für sie passe. Sie wollen von mir wissen, was für Musik in<br />

ihrem Fall geeignet sei. Häufig reißt mit der Diagnose Krebs der Faden ihrer<br />

musikalischen Biografie ab und ihr Anliegen ist es, den Faden wieder aufzunehmen<br />

und so - nicht nur symbolisch - ihr Leben weiterzuleben.<br />

Ein weiterer neuer Bereich ist die musiktherapeutische Arbeit mit Sterbenden.<br />

Leider endet eine Musiktherapie immer wieder mit dem Tod des Patienten. Der<br />

Abschied vom Leben ist ein langsamer Rückzug, ein sich langsames Verschließen<br />

vor Kontakten und ein Pendeln zwischen Wachheit, Ansprechbarkeit und<br />

Entferntheit. Arbeit mit der Stimme, Musik auf Saiteninstrumenten, Körperkontakt<br />

oder Improvisationen mit Angehörigen am Krankenbett haben sich als stimmig<br />

erwiesen.<br />

Die Lebensmelodie<br />

So wie es keine „Krebspersönlichkeit“ gibt, so gibt es keine typische<br />

Musiktherapie mit Krebspatienten.<br />

Was Patienten aber häufig machen, ist, daß sie sich ein Melodieinstrument<br />

wählen und aus einzelnen Tönen Motive, Melodien und Melodieverläufe entwickeln<br />

und über diese improvisieren. Melodien sprechen, wie Hegi beschreibt, „durch ihren<br />

Ausdruck von Bewegungen in den Tonfolgen, durch die Linie der Intervallsprünge<br />

und durch die Betonungen der wichtigen, der eindringlichen Töne wie eine Sprache<br />

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