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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Popmusik als Teil des Behandlungsprogrammes<br />

Individual tuning level 1<br />

Erstes Ziel ist, den Anreiz zum Musikmachen entstehen zu lassen. Patienten<br />

entdecken die Musik als Aktionsfeld und, daß sie Spaß damit haben können. Dann<br />

kommt das Aufbauen einer Arbeitsbeziehung. Ich beziehe mich so viel wie möglich<br />

auf das Vorwissen, die Möglichkeiten und die musikalischen Wünsche des<br />

Patienten. Ich geniesse dabei den Vorteil, dass Musik machen bei uns mittlerweile<br />

eine populäre Aktivität geworden ist. Um einen neuen Patienten zu gewinnen, ist<br />

Mund zu Mund Propaganda eines begeisterten Mitpatienten meist überzeugender<br />

als ein Einleitungsgespräch, das ich vor einem Patienten halte. Meistens hört man an<br />

dem Krach auf dem Flur vor den Musikräumen schon genug, um zu wissen, wie wir<br />

an die Arbeit gehen.<br />

Individual tuning level 2<br />

Dann wird gearbeitet. Beim Erlernen des gewählten Instrumentes probiere ich in<br />

der Begleitung so viel Sicherheit wie möglich zu bieten, sodaß der Patient sich<br />

getraut Fehler zu machen. Ich bemühe mich, die Musik durch Begleitung so gut wie<br />

möglich klingen zu lassen und fange Fehler auf. Ich folge dem Patienten und<br />

probiere ihn zu unterstützen.<br />

In diesem Stadium besteht für den Therapeuten die Gefahr, sich über die<br />

Tatsache zu ärgern, lediglich Instrument <strong>zur</strong> Bedürfnisbefriedigung des Patienten zu<br />

sein. Will man sich jedoch wirklich ernsthaft mit seinen Problemen<br />

auseinandersetzen, müssen diese doch erst sichtbar gemacht werden und das geht<br />

am Besten in einer für den Patienten sicheren Umgebung. Erst dann kann man<br />

observieren und eventuell steuern und korrigieren.<br />

Entsteht dennoch ein verärgertes Gefühl beim Therapeuten, so will dieser<br />

eigentlich die Störung des Patienten nicht wahrhaben und geht das Risiko ein, aus<br />

seiner Rolle als Therapeut zu fallen und die des Opfers anzunehmen. Er ist dann<br />

verloren, denn damit bestätigt und verstärkt er das alte und problematische<br />

Verhalten des Patienten.<br />

Social tuning level 1<br />

In dieser Phase wird ein Dialog durch Umkehrung des vorhergehenden Niveaus<br />

eingeleitet. Um dem Patienten die Fähigkeit zu lehren, zu erreichen was er will, muss<br />

auch er lernen, dem Therapeuten zuzuhören und sich auf sein Spiel einzulassen. Das<br />

kann zum Beispiel bedeuten, dass ich einfach weiterspiele oder mit Absicht aufhöre,<br />

wenn er einen Fehler macht. Auch arbeiten wir in dieser Phase mit Bandaufnahmen,<br />

um Fehler besser anhören zu lernen. Ich muss dann auf das Vertrauen und die<br />

Fähigkeiten, die wir während der ersten zwei Phasen aufgebaut haben, bauen<br />

können.<br />

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