29.05.2014 Aufrufe

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ohne Antwort bin ich verloren<br />

scheint sich inzwischen am Körper seiner Mutter wohl zu fühlen und sucht immer<br />

wieder Kontakt.<br />

Frau N. wirkt depressiv und hat Schuldgefühle, daß es Georg so lange schlecht<br />

gegangen war. Ich spreche die Schuldgefühle an aber auch die Möglichkeit, daß sich<br />

eine Beziehung zu jeder Zeit verändern kann.<br />

7. Stunde<br />

Wie immer ist Georg die ganze Zeit über in der aufmerksamen Haltung ”Kopf<br />

oben”. Niemals legt er sich auf den Rücken, wie es andere Kinder in seinem Alter<br />

tun. Frau N. meint, auch zu Hause sei er so wie hier. Sie versucht, ihn in diese<br />

Rücken-Lage zu bringen - es hat keinen Sinn. Ich frage Frau N., wie es ihr inzwischen<br />

mit Entspannung gehe, ob sie etwas für sich tun könne. Im weiteren Verlauf<br />

des Gesprächs macht sie es sich ganz bequem und erinnert sich an das erste Lied,<br />

das wir zusammen für Georg gesummt hatten. Dabei war Georg zum ersten mal<br />

tagsüber eingeschlafen (2. Stunde). Sie beginnt, das Lied zu summen, ich stimme<br />

ein. Georg robbt weiter im Zimmer umher. Dann legt er sich plötzlich auf ein Fell,<br />

rollt sich ein und rollt so zum Monochord. Dort bleibt er auf dem Rücken liegen<br />

und zupft ab und zu an einer Saite. So begleitet er unser Lied.<br />

Dann hat er “aufgetankt”, und es entsteht der erste Trommel-Dialog zwischen<br />

Mutter und Kind.<br />

Kommentar: Die “Sensation” in dieser Stunde war, daß Georg sich dazu bewegen<br />

ließ, etwas grundlegend Neues auszuprobieren: Sich auf dem Rücken niederzulassen,<br />

aus<strong>zur</strong>uhen. Diese Verhaltensvariation zeigt er von nun an regelmäßig in den<br />

Stunden, und zwar auch, wenn er offensichtlich nicht müde war. Er nimmt sich<br />

dann eine Zimbel oder eine Rassel, irgend etwas Kleines, spielt damit, nimmt es in<br />

den Mund.... Dabei wirkt er sehr zufrieden und beschäftigt sich mit sich selbst,<br />

während ich mit seiner Mutter ihre Situation und die Familienproblematik besprechen<br />

kann.<br />

8. Stunde - 12. Stunde<br />

In diesen Stunden bin ich die bevorzugte Spielgefährtin Georgs, vielleicht weil er<br />

sicher sein kann, daß ich gerne auf seine musikalischen Angebote eingehe. Georg<br />

hat aber auch ein ausgesprochenes Bedürfnis, seine Mutter mit einzubeziehen, und<br />

sie spielt gerne mit. So bringt er ihr eine Rassel und dann mir, und wir drei spielen<br />

zusammen. Er liebt es auch, sich an ihrem Körper hoch zu hangeln, und sie kann es<br />

genießen.<br />

Georg ist jetzt in der Lage, gut für sich zu sorgen. Er liegt dann auf dem Rücken,<br />

schaut sich um, lacht und krabbelt zu seiner Mutter oder zu mir. Dann holt er sich<br />

Musikinstrumente und spielt damit. Seine Mutter ist dabei entspannt, kann sich ihm<br />

277

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!