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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musiktherapie und Gesundheitswissenschaften<br />

jeder andere Mensch sich auch suchen und finden müsse. Autoritäten wurden in<br />

sich und nicht außerhalb gesucht. Das in den 70ern von Ruth Cohn für spezielle<br />

Settings in Pädagogik und Therapie proklamierte Postulat des "Be your own<br />

chairman" wurde begeistert und längst vor R. Cohn durch die Väter und Mütter der<br />

Gestalttherapie (F. Perls, C. Rogers) inflationär in andere Gesellschaftsbereiche<br />

getragen. Die Klimatologie der Musiktherapie in humanistischen Therapie-<br />

Kontexten entwickelte Formeln wie "Be the artist of yourself" oder "Your life is<br />

your art" - Denk-und Handlungsebenen, die die Annäherung an die Künste, später<br />

manche Integrierung derselben "diaphanieren" ließ, um mit Jean Gebser zu<br />

sprechen.<br />

2. Entsprechend wandelte sich die Beziehung im therapeutischen Setting, in dem<br />

nun die Diagnose mindestens "mit dem Patienten zusammen" erfolgte, gewarnt von<br />

den zahlreichen Schreckensgeschichten waggonweise falsch diagnostizierter und<br />

behandelter Patienten aus dem psychiatrischen und psychosomatischen<br />

Krankheitsfeld.<br />

Wir haben heute Richtungen in der humanistischen Psychologie, die die<br />

Wichtigkeit der Fremdwahrnehmung der TherapeutInnen soweit<br />

herunterschrauben, daß "der Patient die Diagnose" mache.<br />

Der Abbau der Fremdautoritäten und die Akzentuierung der<br />

Selbstverwirklichung griffen in die familialen, religiös-spitituellen und in alle<br />

weiteren Bereiche des bisherigen Netzwerkes ein, in dem man bisher aufgewachsen<br />

war. Die Humanistische Psychologie spülte - wie alle anderen Strömungen mit<br />

starken Grundstromgeschwindigkeiten - auch manche Sicherheiten dieses<br />

Netzwerkes zu schnell mit dem „Badewasser patriarchaler Behandlungssysteme“<br />

weg.<br />

Wir hatten deshalb in dieser Zeit auch Opfer zu beklagen: Opfer zu gewagter<br />

Experimente mit dieser neu erworbenen Freiheit, in der nicht jedes Therapeuten<br />

oder Klienten Kraft ausreichte, dem zu riesigen Entscheidungsraum seine Struktur<br />

zu geben: Was ändere ich wie und wo und wann mit wem am besten, um es mir am<br />

besten sein zu lassen?<br />

Der Boom jener Therapien, die der jungen Tradition humanistischer Psychologie<br />

folgten oder zu folgen vorgaben, kreierte therapeutische Beziehungswelten, die in<br />

den letzten communities eines Perls oder Rogers oder auch im Hamburg der Tausch<br />

& Tausch-Zirkel anzutreffen waren. Einerseits.<br />

Andererseits blühten auf der Achse zwischen Tiefenpsychologie und aus ihr<br />

gewachsener humanistischer Psychologie die alten Panzerknacker-Methoden in den<br />

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