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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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„Ich möchte noch so gerne 10 Jahre leben“<br />

von Verlorensein und Beziehungslosigkeit sind häufige Gründe. Musiktherapie<br />

halte ich in Bezug auf dieses Gefühlschaos als Methode der Wahl, kann sie doch in<br />

der aktiven und in der rezeptiven Musiktherapie die Patienten dabei unterstützen,<br />

das innere Chaos auf der Erlebnisebene zu strukturieren, ohne es zielgerichtet zu<br />

bearbeiten.<br />

Luzzato und Gabriel (1998) haben für Kunsttherapie mit onkologischen<br />

Patienten sechs therapeutische Ebenen herausgearbeitet: Catharsis, Creativity,<br />

Communication, Containment, Connections, Changing the image. Diese sechs C´s<br />

umspannen auch für die Musiktherapie die inhaltliche Arbeit mit onkologischen<br />

Patienten. Sie spiegeln einerseits die Anliegen der Patienten wieder, zeigen aber auch<br />

gleichzeitig, wie unterschiedlich die Musik - abhängig von der persönlichen Situation<br />

des Patienten - therapeutisch genutzt werden kann. Es ermöglicht jedesmal wieder<br />

aufs neue den Handlungsspielraum zu erweitern, anders als in einer<br />

Gesprächstherapie, bei der ein gemeinsamer Fokus gesucht wird.<br />

Musiktherapie kann diesen Spielraum anbieten. Dieses Spielen und Improvisieren<br />

im Moment, das Spüren der eigenen Lebendigkeit trotz der lebensbedrohlichen<br />

Situation in der sich die Patienten befinden, das Überwinden eines<br />

Lähmungsgefühls, das Loslassen können in der Musik sehe ich als die wichtigsten<br />

Potentiale von Musiktherapie mit onkologischen Patienten.<br />

Endlich Zeit haben<br />

Häufig ist der Patientenalltag durch Warten bestimmt: Warten auf das Essen, die<br />

Visite, Untersuchungen, Untersuchungsergebnisse oder Besuch. Die Zeit wird im<br />

Wahrsten Sinn des Wortes „tot geschlagen“. Und beim Warten kreisen die<br />

Gedanken: „Warum bin gerade ich erkrankt, wofür werde ich bestraft, was habe ich<br />

mir zu Schulden kommen lassen, werde ich wieder gesund, was passiert mit meinem<br />

Mann, meinen Kindern, wenn ich sterbe?“<br />

In der Musiktherapie versuche ich, der Gegenwart Raum zu geben.<br />

Musik wird als Regenerations- und Kraftquelle genutzt, die Improvisation als<br />

entlastendes Beziehungsangebot und persönliches Ausdrucksmittel wahrgenommen.<br />

Patienten berichten, wie wohltuend es ist, sich nicht nur in den Dimensionen krank<br />

- gesund erleben. Die Krankheit und die Behandlung zu verarbeiten, die eigene<br />

Autonomie zu stärken und Musik als Möglichkeit spirituellen Erlebens für sich zu<br />

nutzen sind weitere Schwerpunkte der Musiktherapie, die Patienten überwiegend<br />

äußerten.<br />

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