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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Der Stellenwert des „Dritten“<br />

Diskussion<br />

Aus abgewehrter Angst kann Destruktivität entstehen, wie dieses Fallbeispiel gezeigt<br />

hat. Durch die Arbeit mit und an der Angst wurde es möglich, die destruktiven<br />

Impulse abzubauen. Die Symptome einer Hirnerkrankung lassen eine rein reflektierende<br />

Therapiemethode nicht zu (vgl. Schlösser 1988). Es bedarf bei traumatisierender<br />

Hirnverletzung m.E. der Therapie auf handelnder Ebene, um das Geschehene<br />

im konkreten Erleben emotional zu verarbeiten und den verletzten Gefühlen<br />

eine fühlend-sinnliche Sprache zu verleihen. So beschreibt auch Ullrich Streek<br />

(2000), daß Patienten mit schweren seelischen Störungen nach schweren Traumata<br />

ihre Erfahrungen und ihr Leiden handelnd, statt in Worte gekleidet mitteilen. Patienten<br />

mit Hirnverletzung sind durch ein schweres Trauma gegangen und haben<br />

darüber hinaus ihre kognitiven sowie reflexiven Fähigkeiten verloren. Umso dringlicher<br />

scheint es, daß ihnen auf einer Handlungsebene die Möglichkeit zum Durcharbeiten<br />

des Traumas gegeben wird. Menschen im Durchgangssyndrom und ganz allgemein<br />

Menschen mit Hirnverletzung brauchen Spiel, um sich selbst begreifen zu<br />

können. Sie brauchen die präverbale Sprachebene, um auf spielerisch – handelnder<br />

Ebene symbolisch ihren Gefühlen Ausdruck verleihen zu können, weil der Zugang<br />

<strong>zur</strong> logisch-verknüpfenden Sprache, die Reflexionsfähigkeit und Abstraktionsvermögen<br />

mit einschließt, ihnen verschlossen ist. Sie brauchen aber auch das „Dritte<br />

Feld“, um ihre destruktiven Impulse auf konkret – handelnder Ebene, dem Spiel, in<br />

konstruktive Kooperation umwandeln zu können.<br />

Literatur<br />

Arciniegas, D. B., Topkoff, J., Silver, J. (2000). Neuropsychiatric Aspects of Traumatic<br />

Brain Injury, Current Treatment Options in Neurology , Vol. 2 , No 2 , p.<br />

169 – 186.<br />

Brown, S. (1999). Some Thoughts on Music, Therapy, and Music Therapy. A response<br />

to Elaine Streeter´s ‚Finding a Balance Between Psychological Thinking<br />

and Musical Awareness in Music Therapy Theory – a Psychoanalytic Perspective‘.<br />

British Journal of Music Therapy, Vol 13, No 2, p. 63 – 71.<br />

Butollo, W., Hagl, M., Krüsmann, M. (1999). Kreativität und Destruktion posttraumatischer<br />

Bewältigung. Forschungsergebnisse und Thesen zum Leben nach dem<br />

Trauma. Reihe: Leben Lernen 132. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett – Cotta.<br />

Dörner, K. und Plog, U. (1987). Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und<br />

Psychotherapie. Bonn: Psychiatrie <strong>Verlag</strong>.<br />

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