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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Zur Arbeit mit Traum und Imagination<br />

„con-sensus“ (Petzold, 1993d, S. 117), aus einer gemeinsamen Annäherung an eine<br />

nur in diesem Moment gültige Wahrheit.<br />

Die hermeneutische Suchbewegung<br />

Einen solchen hermeneutischen Weg zum Verständnis des Traumes begreifen<br />

wir als eine nie endende Spirale. Es ist eine gemeinsame hermeneutische<br />

Suchbewegung durch vier Phasen (tetradisches System), die Therapeut und Klient<br />

gemeinsam gehen.<br />

1. Initial Phase:<br />

Leibliches Wahrnehmen und Empfinden des Sinnenhaften (der sinnliche Kontakt<br />

zu dem Vorfindlichen)<br />

2. Aktionsphase:<br />

ganzheitliches Erfassen des Sinnhaften (das intuitive Erspüren der Sinn-Struktur<br />

und des Gesamt des Vorfindlichen)<br />

3. Integrationsphase:<br />

das Verstehen des Sinnvollen (also das Erkennen sinnvoller, d.h. bedeutungsvoller<br />

Zusammenhänge, die nun geteilt werden können)<br />

4. Neuorientierungsphase:<br />

Erklären des Sinnvermittelnden (das Vermögen, das Vorfindliche auch anderen<br />

Menschen außerhalb des therapeutischen Kontextes emotional und kognitiv<br />

verständlich zu machen). Es klärt sich dann etwas, etwas kann er-klärt, d.h.<br />

übertragen, d.h. kommuniziert und vermittelt werden.<br />

(vgl. dazu Petzold, 1993b, S. 490)<br />

Im Traum wie auch in der Musik umfaßt das Sinnenhafte alle Sinnesqualitäten.<br />

Gerade beim Traum wird dies oft übersehen, weil das Visuelle im Vordergrund zu<br />

stehen scheint, doch arbeiten die Sinne einander in einer konzertierten Aktion zu.<br />

Es gibt Träume, deren Inhalte, selbst wenn sie sich bildhaft zeigen, ganz vom<br />

Kinästhetischen oder vom Atmosphärischen geprägt sind. Deshalb legen wir Wert<br />

darauf, Traumsymbole und -elemente zu fühlen, zu spüren, zu schmecken, zu<br />

hören. Es ist wichtig, sich über die Sinne ganz phänomenologisch dem Sinn zu<br />

nähern. Zunächst nimmt man die Struktur wahr, dann erst erfasst man die<br />

Bedeutung (spürt z.B. atmosphärisch, was da im Busche ist). Die Bedeutung wird<br />

aber erst dadurch verstanden, dass ein Sinnzusammenhang entsteht, der emotional<br />

geteilt und in Worte gekleidet werden kann.<br />

Eine hermeneutische Spirale endet nie, man entdeckt immer wieder Neues in<br />

jedem Erkenntnisprozess und deswegen können wir Träume ja auch immer wieder<br />

neu entdecken. Denn wir schauen auf Früheres aus verschiedenen Perspektiven, die<br />

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