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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Zur Arbeit mit Traum und Imagination<br />

therapeutischen Beziehung mit Abwehrmechanismen wie Substitutionen, Verschiebungen,<br />

Vermischungen, Übertragungen, Verdichtungen, Dehnungen, Verkürzungen,<br />

Verzerrungen, Umkehrungen (vgl. Frohne-Hagemann, 1990, S. 158) zum<br />

Ausdruck bringen, kann man den Traum mit Hilfe der Analyse von Übertragung<br />

und Gegenübertragung deuten. Wenn der Träumer/der Improvisierende in der<br />

Improvisation Themen und Motive durch Modulation (Übertragung) in andere<br />

Tonverhältnisse überträgt, um ihnen (Verschiebung) eine andere Bedeutung zu<br />

geben, kann dies durchaus der Abwehr dienen. In der Musik kann man<br />

Tonverhältnisse verdichten, vermischen, verzerren, räumlich und zeitlich dehnen<br />

und verkürzen. Dies kann durchaus als Manifestation einer Neurose in der<br />

musiktherapeutischen Beziehung gedeutet werden. Eine solche Sichtweise <strong>zur</strong><br />

Traumdeutung ist möglich.<br />

Es ist aber auch möglich, z.B. im Sinne der Humanistischen Therapievertreter,<br />

zu sagen, der Traum - und die musikalische sowie auch die musikevozierte<br />

Imagination - seien Königswege <strong>zur</strong> Entfaltung aller kreativer Vermögen, die dem<br />

persönlichen Wachstum und der Selbstaktualisierung dienen. Die genannten<br />

Abwehrmechanismen sind dann eher Konstruktionsmechanismen, mit Hilfe derer auf<br />

kreative Weise eine subjektive Realität (re)konstruiert wird. Mit Hilfe dieser<br />

Konstruktionsmechanismen können höchst differenziert Atmosphären, Stimmungen,<br />

Gefühlsqualitäten und Interaktionsmuster kreiert bzw. ausgedrückt<br />

werden, und das sogar mit ganz einfachen Mitteln. Dieses Gestaltungsvermögen<br />

beruht möglicherweise auf einem angeborenen schöpferischen Wissen um<br />

musikalische „Archetypen“ (Timmermann, 1987).<br />

Eine solche Sichtweise ist „salutogener“ als die pathologieorientierte Traumdeutung<br />

Freuds. Einen Klienten als Schöpfer und Drehbuchautor seiner Träume<br />

anzusehen und nicht als Spielball unbewusster Triebe, ist ein humanistisches und<br />

gestalttherapeutisches Konzept. Der Träumer träumt, der Klient improvisiert, und<br />

das heißt, er erschafft eine Welt der Beziehungen, der Zwischenräume, des<br />

"Dazwischen" und diese kann zwar auf neurotische Verzerrungen und<br />

Verdrängungen hinweisen, läßt aber auch Raum für sehr tiefe existenzielle oder gar<br />

spirituelle Botschaften und Erfahrungen.<br />

Das Dazwischen<br />

Im Wachzustand wird unsere linkshemisphärisch orientierte Wahrnehmung von<br />

Fakten und Dingen angezogen: Wir schauen vom Tisch zum Stuhl, vom Baum zum<br />

Haus, etc. Die rechtshemisphärische Wahrnehmung der Beziehung zwischen Tisch<br />

und Stuhl ist immer dabei, bleibt jedoch im Hintergrund der Bewusstheit. Im Traum<br />

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