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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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PETER GATHMANN<br />

Forderte diese Diskussion einen Paradigmenwechsel für den hauptsächlich verbal<br />

geschulten psychosomatischen Psychotherapeuten, so fand sich der Musiktherapeut<br />

Alfred Schmölz (vgl. 1973) von allem Anfang an bei diesen Patienten sozusagen „in<br />

seinem Element”. Unvergessen bleibt, daß er einmal eine schwerst anorektische und<br />

bereits in Lebensgefahr schwebende Patientin, die von den anderen aufgegeben war,<br />

mit seiner musiktherapeutischen Zuwendung wieder auf die Seite des Lebens<br />

gebracht hat. So begrüßte ich Schmölz, Pionier der Wiener Musiktherapieschule,<br />

langjährigen Leiter des Musiktherapielehrganges und des Praktikums an der<br />

Psychosomatischen Abteilung nach einer musiktherapeutischen Gruppentherapie<br />

mit den Worten: „Das Wort ist tot, lang lebe die Musik”. Nicht, daß diese ganz<br />

besondere Eignung der Musiktherapie in der Psychosomatik das Selbstgefühl der<br />

Kandidaten erhöht hätte: obwohl die Wiener Absolventen gute und baldige,<br />

hochakzeptierte Verwendung sowohl in Österreich, wie im europäischen, ja<br />

internationalen Raum fanden, bestanden noch eine Identitätskluft und Wertgefälle<br />

zwischen der Musiktherapie und der Psychotherapie, dem Musiktherapeuten und<br />

den Ärzten, bzw. Psychotherapeuten.<br />

Bezüglich Verwendungsprofil und Arbeitsrealität des Musiktherapeuten müssen<br />

bei der Vermittlung musiktherapeutischer Handlungskompetenz folgende Fakten<br />

berücksichtigt werden:<br />

Musiktherapeuten erfahren (und in Wien sicher nicht nur) an der<br />

Psychosomatischen Station ein „learning by doing” (Scheytt, 1986). Auf unserer<br />

Station ist dieses Prinzip eines supervidierten „handelnd-Lernen” eine<br />

Grundmaxime. Eben nur die Tatsache einer konstanten Supervision und<br />

Teamunterstützung durch die anderen therapierenden Kollegen verhindert das<br />

naheliegende Gefühl des Überfordertseins beim Musiktherapiekandidaten. Hier<br />

beginnt aber auch die Identifikationsproblematik des werdenden Musiktherapeuten:<br />

Wo fängt an, wo endet, was ist Musiktherapie? Dazu der Versuch einer Definition<br />

nach Gathmann und Schmölz (1991):<br />

„Musiktherapie ist eine klinisch-medizinische Behandlungsform, die ihrem<br />

Wesen nach dem Bereich der Psychotherapie zuzuordnen ist. Unter dem<br />

Sammelbegriff ”Musiktherapie” werden unterschiedliche Methoden erfasst, deren<br />

Gemeinsamkeit der gezielte Einsatz musikalischer Mittel <strong>zur</strong> Behandlung von<br />

Patienten ist. Wegen des starken Ansprechens der Gefühle auf das Medium Musik<br />

(leib-seelische Simultan-wirkung), lassen sich mit der Musiktherapie emotionale<br />

Prozesse auslösen und aktivieren. Dies hat beim einzelnen eine Regulierung<br />

psychovegetativ bedingter Fehlsteuerungen (z. B. Spannungszustände,<br />

psychosomatische Organstörungen mit oder ohne Gewebsschädigungen), sowie<br />

einen Abbau neurosebedingter Erlebniseinschränkungen <strong>zur</strong> Folge. Aus dieser<br />

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