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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Primärprozess und Sekundärprozess in musiktherapeutischer Transformation<br />

Strategie) in die bereits beschriebene ontologische Regression.“ (Oberegelsbacher<br />

1997, S .5).<br />

Realitätsbezugsstörung (Lempp, 1978)<br />

Hier geht es um eine spezifische Fähigkeit selbstreflexiver Distanzierung, um die<br />

sogenannte Überstiegsfähigkeit, oder „als-ob Fähigkeit“, die beim gesunden Menschen<br />

gegeben ist.<br />

„Normale Kinder entwickeln entsprechend ihrer lebhaften, kindlichen<br />

Phantasietätigkeit – in Übereinstimmung mit ihrem magisch-animistischen Denken<br />

– Nebenrealitäten. Die gemeinsame Realität erhält jedoch Dominanz, und die<br />

Kinder vermögen zwischen den Realitätssystemen frei zu wechseln. Diese Fähigkeit<br />

zum Überstieg, also die freie Verfügbarkeit zwischen Haupt– und Nebenrealitäten,<br />

fehlt dem autistischen Kind und ist beim schizophrenen Kind eingeengt. Den<br />

Nebenrealitäten kommt eine psychohygienische Bedeutung zu, indem sie die<br />

Abreaktion und Entlastung vom psychisch belastenden Erlebnis aus der<br />

Hauptrealität ermöglichen. Der Verlust der Fähigkeit, vom gemeinsamen<br />

Realitätsbezug zum eigenen individuellen Realitätsbezug überzuwechseln und wieder<br />

<strong>zur</strong>ückzusteigen, wird von Lempp hypothetisch als hervorgerufen durch eine<br />

chronisch schwere seelische Belastung und/oder durch ein dauerndes neurotisches<br />

Fliehen vor dem belastenden gemeinsamen Realitätsbezug erklärt.“ (Friedrich 1983,<br />

S.7).<br />

Psychoanalytische Erklärungen (Mentzos, 1991)<br />

• Das Konflikt-Abwehr Konzept sieht Psychosen analog Neurosen als Antwort auf<br />

einen Konflikt, mit dem großen Unterschied, daß hier nicht verdrängt, sondern<br />

radikal abgespalten wird und das Objekt auch psychisch nicht mehr repräsentiert<br />

ist. Durch dies „radikale Exkommunizierung des Konfliktes“ kommt es zwar zu<br />

Entlastung, aber auch Leere, sodaß sich Wünsche und Vorstellungen selbständig<br />

machen, der sekundäre Denkprozeß zugunsten des primären aufgegeben wird.<br />

Angst und Kontrollverlust folgen häufig.<br />

• Das Konzept der Ich-Defizienz geht von grundsätzlichen erworbenen Ich-<br />

Schwächen und Vulnerabilitäten aus, in denen Lempa, ein Mitarbeiter von<br />

Mentzos, zwar keinesfalls optimale, aber dem Schizophrenen einzig mögliche –<br />

Bewältigungsversuche und Kompromißlösungen sieht, für die ein Schutz<br />

postuliert wird. Das Symptom wird als Wunscherfüllung angesehen: „...der<br />

„Zerfall“ des Ich, die Regression <strong>zur</strong> paranoid-schizoiden Position (sind)<br />

zielgerichtet, diese schaffen die Bedingungen, unter denen ein Wunsch sich<br />

äußern, eine Erfüllung finden kann.“(Lempa 1992, S. 37).<br />

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