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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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DOROTHEA OBEREGELSBACHER<br />

symbolisch damit umgehen und dabei auch erfahren, daß sie bei alledem nicht<br />

alleingelassen sind, ja sogar etwas bewirken. Wenn sich dann auch noch ein<br />

Gespräch entwickelt, worüber man sich so fürchtet im Alltag, dann ist viel erreicht.”<br />

(vgl. Oberegelsbacher, 1998, S. 65). Die Ängste der jungen Leute sind<br />

nachvollziehbar. Nach und nach wird hörbar, worin sie bestehen: alleine in den<br />

finsteren Keller zu gehen um eine Flasche Cola zu holen, Angst nachts im Bett beim<br />

Einschlafen, Angst vor dem Hund auf dem Gehsteig, Angst morgens den Kleinbus<br />

zu verpassen, der <strong>zur</strong> Werkstätte bringt, Angst vor der schlechtgelaunten Leiterin,<br />

die schreien könnte.<br />

Angstbewältigung durch eine klangliche Metapher<br />

Wer kennt nicht jenen Augenblick, in welchem eine riskante oder bedrohliche<br />

Situation Angst aufkommen lässt und man spontan beginnt, eine leichte, fröhliche<br />

Melodie zu singen oder zu pfeifen? Hier geschieht intuitiv Selbsthilfe über eine<br />

hörbare Metapher, die in Worten ausgedrückt sagen würde: “Es gibt keine Gefahr<br />

und auch keine Angst, es geht dir gut!“<br />

Der nun folgende Abschnitt verdeutlicht, dass die Metapher als<br />

Kommunikationsmittel bei auch eingeschränkter Verbalität eine Möglichkeit<br />

darstellt: Hier entsteht ein Eindruck um das „Wie“ von Metaphernbildung im<br />

psychotherapeutischen Dialog, in welchem Austauschprozesse ja auf vielen Ebenen<br />

stattfinden. Was wird ausgetauscht und auf welche Art? Wie vollzieht sich dieser<br />

Austausch bei einer zusätzlich vorhandenen sprachlichen Beeinträchtigung? Nach<br />

Gordon (1990) sind es vier Sprachen, in welchen Erkenntnisse und Erfahrungen<br />

mitgeteilt werden können: Erinnerungen, Metaphern, Symbole und Semantik.<br />

Demgemäss muss es nicht zwingend die Sprache der Semantik sein, in welcher<br />

der Patient seine Mitteilungen macht. Er wird die ihm liegende Art wählen. Wenn er<br />

die Sprache der Metapher wählt, so ist sie es, mit der auch die Therapeutin<br />

weiterarbeiten kann. Mit Metapher ist hier jene gemeint, die vom Patienten selbst<br />

gebildet und ihm nicht - von aussen vorgeformt - angeboten wird. Das Konzept des<br />

amerikanischen Psychiaters David Groove (1992), entwickelt aus der Arbeit mit<br />

schwer Traumatisierten, verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff der<br />

sogenannten „Clean language“, einer Sprache, die nicht von den Metaphern des<br />

Therapeuten kontaminiert ist, und damit dem Patienten über ein leicht verändertes<br />

Wachbewusstsein (naturalistic trance) ein konzentratives Eintauchen in sich selbst<br />

ermöglicht: „Der Therapeut dringt nicht ein und lenkt nicht. In der Regel gibt es<br />

keinen Widerstand. Der Klient tut was er tun muß, er geht oder geht nicht, wohin er<br />

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