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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Das Kriegstrauma und die Notwendigkeit des Ausdrucks<br />

Soldaten im Vietnamkrieg und aus Israel, sowie auf Erfahrungen des ersten und<br />

zweiten Weltkrieges (vgl. Ringler 1993, Stoffels 1999). Die heutigen Modelle und<br />

ebenso die Forschung zu dem Themenkomplex beziehen sich zunehmend auf die<br />

Arbeit mit sexuell mißbrauchten Menschen und auf die Arbeit mit Menschen, die<br />

durch Naturkatastrophen traumatisiert worden sind.<br />

Im ICD 10, der 10. Revision der Internationalen Klassifikation psychischer<br />

Störungen der WHO, wird der Begriff (PTSD) umfassend bezogen auf „ein<br />

belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder<br />

katastrophenartigen Ausmaßes (...), die bei fast jedem eine tiefe Verstörung<br />

hervorrufen würde.“<br />

In der aktuellen Diskussion wird demgegenüber jedoch kritisiert, daß das ein<br />

Konzept sei, bei dem die Erlebnisqualität gegenüber dem Ereignischarakter ganz<br />

<strong>zur</strong>ücktrete.<br />

Stoffels (1999, S. 176)) schreibt dazu: „Die Wirkungen des Terrors sind nicht nur<br />

vom Ereignis des Traumas abhängig, sondern auch von dem, was das Opfer<br />

mitbringt, was es in der vor- und auch in der nachtraumatischen Zeit erlebt hat.“ Und<br />

Keilson (1978) hat darauf hingewiesen, daß <strong>zur</strong> Beurteilung eines Traumas seine<br />

geschichtliche Gestalt gehört. Er hat dies im Begriff der „Sequentiellen<br />

Traumatisierung“ (vgl. Stoffels, 1999, S.177) zu fassen versucht. Seine<br />

Untersuchungen legen die Annahme nahe, daß der Ausgang eines traumatischen<br />

Dramas ganz wesentlich durch soziale Begleitumstände der nachtraumatischen Zeit<br />

bestimmt wird. Das weist sehr deutlich auf die Wichtigkeit einer Arbeit hin, die<br />

unmittelbar danach einsetzt.<br />

Traumatische Reaktionen treten auf, wenn Handeln keinen Sinn hat. Ist weder<br />

Widerstand noch Flucht möglich, dann ist das Selbstverteidigungssystem des<br />

Menschen überfordert und bricht zusammen. „Die übliche Reaktion auf Gefahr ist<br />

zwar sinnlos geworden, aber jedes Element des komplexen Reaktionsgefüges besteht<br />

weiter fort, meistens in veränderter und übersteigerter Weise, noch lang nachdem die<br />

akute Gefahr vorbei ist“ (Herman, 1993, S. 54).<br />

Dies bringt eine wesentliche Charakteristik des psychischen Traumas mit sich, die<br />

sich in dem Konflikt zwischen dem Wunsch zeigt, schreckliche Ereignisse zu<br />

verleugnen und dem Wunsch, sie laut auszusprechen. Gerade in diesem<br />

Zusammenhang liegt die spezielle Bedeutung musikalischer, kreativer, extraverbaler<br />

Ausdrucksmittel für Betroffene. So sind heute die symbolischen Zeichnungen, die<br />

Hinweise aus den Aufstellungen und figurativen Spielen aus der Spieltherapie ebenso<br />

bekannt wie die musikalischen Hinweise, die beispielsweise auf Mißbrauchserlebnisse<br />

aus der musiktherapeutischen Arbeit mit sexuell mißbrauchten Kindern hindeuten.<br />

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