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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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DOROTHEA OBEREGELSBACHER<br />

auch psychische Konflikte. Das Risiko einer sekundären Neurotisierung oder der<br />

Ausbildung einer Psychose ist nicht gering.<br />

Therapeutische Überlegungen<br />

Ziele in der Arbeit mit diesen Patienten hängen von deren spezifischen Problemen<br />

ab. Es gibt keine sogenannte „Musiktherapie für Behinderte“ bzw. „Musiktherapie<br />

bei Down-Syndrom“. Dennoch gibt es ein grundlegendes Prinzip in<br />

Zusammenhang mit Behinderung als existentieller Krankheit. Der Patient benötigt<br />

zuallererst eine grundlegende Botschaft zu seiner Daseinsberechtigung: „Es gibt<br />

Dich, Du bist hier, Du hast ein Recht hier zu sein.“ Musik als Ton, als Klang in die<br />

Stille und in das Nichts hinein, ist ständig etwas Existentes, Reales, welches<br />

hervorgebracht wird. Sie ist sozusagen ein Positivum an sich. Als solches betont es<br />

auch Existenzberechtigung. Eng verbunden ist diese Qualität der Musik mit dem<br />

Ansinnen der Musiktherapie, bei dem anzusetzen, was gegeben ist, d.h. bei den<br />

Ressourcen des Patienten.<br />

Neben der grundsätzlichen Bestätigung des Daseins gibt es noch allgemeine<br />

Problemfelder, die berücksichtigt werden wollen und auf deren Hintergrund sich<br />

spezielle Störungen ausbilden. Es ist hilfreich, darum zu wissen (vgl. Müller-<br />

Hohagen, 1987; Oberegelsbacher, 1993):<br />

• Selbstwert (oder Minderwertigkeitskomplex)<br />

• Bezug <strong>zur</strong> Realität (oder ein Leben als Prinz)<br />

• Aggressivität (oder die vollständige Hemmung)<br />

• Sexualität und das Bedürfnis nach Beziehung (oder die Isolation)<br />

• Leistungsdruck (oder Langeweile)<br />

• Störungen im Bereich des Antriebes, z.B. als kompensatorischer Aktivismus<br />

oder als resignierende Lethargie, etc.<br />

Viele Jahre beruflicher Erfahrung als Musiktherapeutin in der Arbeit mit geistig<br />

behinderten Menschen – sei es in Tageszentren oder in der psychotherapeutischen<br />

Praxis – haben gezeigt: Der therapeutische Prozeß braucht seine Zeit. Als<br />

Untergrenze sind zwei Jahre anzunehmen, wenn möglich, werden es mehr sein. Erst<br />

in diesem Zeitraum sind mit einer psychodynamischen Musiktherapie signifikante<br />

Veränderungen zu erwirken.<br />

Der Musiktherapeut muß sich selbst auf das Sprachniveau des Patienten begeben<br />

und das Persönlichkeitsniveau erfühlen können. Er muß flexibel in präverbalen<br />

Kommunikationsmitteln sein (vgl. Oberegelsbacher 1999), und braucht eine<br />

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