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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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LILIT SIMONIAN<br />

ZUR ARCHETYPISCHEN EBENE DER MUSIKWAHRNEHMUNG<br />

UND ZUR WIRKUNG VON ARCHETYPEN IN DER MUSIKTHERAPIE<br />

THE ARCHETYPAL LEVEL OF MUSIC PERCEPTION AND<br />

INFLUENCE OF ARCHETYPES IN MUSIC THERAPY<br />

Archetypes reveal in Music not in the iconic forms but in the purely musical form of sounding<br />

symbolic information. Large amount of folk, classical and modern material allow to extract several<br />

structural, rhythmic and tonal complexes with permanent symbolic and emotional significance.<br />

Some of them correspond with discovered iconic representations of archetypes, such as Tree of<br />

Life (three registers connotes with Underground/Human/Celestial spheres), Father or Lord (tonic<br />

centre), Twins (parallel thirds), Stairway (scale). Others represent processes, or structural models:<br />

Quest (Individuation of the hero in fugue, sonata), Dichotomy (accented/unaccented steps, etc).<br />

Omnipresent musical turns create the emotional field of numinosity: rhythmic pulsation, fourth<br />

interval, tumbling strain etc. Archetypes in music are very useful in diagnostics as well as in therapy.<br />

Archetypen tauchen in der Musik nicht in Bildform sondern in rein musikalischer Form als<br />

klanglich symbolische Information auf. Umfangreiches folkloristisches, klassisches und modernes<br />

Musikmaterial ermöglicht es einige strukturale, rhythmische und Intonationskomplexe mit<br />

permanent symbolischer und emotionaler Bedeutung auszumachen. Einige von ihnen entsprechen<br />

bekannten Bildrepräsentationen der Archetypen, wie z.B.: Lebensbaum (drei Register stehen für<br />

Unterwelt/Mensch/Himmel), Vater oder Herr (Tonika), Zwillinge (Terzparallelen), Treppe<br />

(Tonleiter). Andere vertreten Prozesse oder Strukturmodelle: Suche (Individuation des Heldes in<br />

Fuge, Sonate), Dichotomie (durch Akzentuierung). Allgegenwärtige Musikwendungen schaffen ein<br />

emotionales Feld des Numinosen: rhythmisches Herzklopfen, Quartsprung, Purzelbewegungen u.ä.<br />

Archetypen in der Musik sind sowohl diagnostisch als auch therapeutisch sehr nützlich.<br />

Archetypen und archetypische Vorstellungen<br />

Die Jung´sche Kategorie mit dem Terminus “Archetyp” als universales Symbol,<br />

das sich in Träumen und kreativer Imagination der Gesunden und in<br />

Halluzinationen der Gemütskranken äußert, wird in der Psychotherapie wie in der<br />

Kulturwissenschaft verwendet. Jung selbst warnte vor einer Vermischung im<br />

Gebrauch der Begriffe “Archetyp” und “archetypische Vorstellungen”: “Die<br />

archetypischen Vorstellungen, die uns das Unbewußte vermittelt, darf man nicht mit<br />

dem Archetypus an sich verwechseln. Sie sind vielfach variierte Gebilde, welche auf<br />

eine an sich unanschauliche Grundform <strong>zur</strong>ückweisen.” (1990, S.55). Symbole gehören<br />

mehr zu “archetypischen Ideen”, weil sie in der Kultur entwickelt und bewertet<br />

worden sind, d.h. sie sind für eine gewisse Kultur mehr oder weniger wahrnehmbar.<br />

Vortrag beim 2 nd World Congress of the World Council for Psychotherapy – Subsymposion Music Therapy,<br />

Juli 1999, Wien (überarbeitete Fassung)<br />

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