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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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SILKE JOCHIMS<br />

Blockade kann durchaus den Abbruch der gesamten Therapie bewirken. Oder aber<br />

die Ohnmachtsgefühle des Therapeuten als Antwort auf die Anspruchshaltung des<br />

Klienten lösen in ihm selbst destruktive Impulse aus, wodurch ein Machtkampf entsteht,<br />

der die stützende und haltende Beziehungsarbeit des Therapeuten ad absurdum<br />

führt. Entwickelt sich erst ein Machtkampf, so ist die gesamte therapeutische<br />

Beziehung ruiniert.<br />

Sowohl Blockade wie auch Machtkampf entstehen besonders leicht dann, wenn<br />

es in der therapeutischen Beziehung kein, wie Ogden es nennt, „Drittes Feld“ (zitiert<br />

nach Brown, 1999, S. 66 ) gibt. Die in der freien Improvisation entstehende<br />

Klanggestalt sehe ich als Synonym für dieses von Ogden beschriebene „Dritte<br />

Feld“. Durch die im gleichzeitigen Spiel entstehende „Gestalt“ wird das Entweder<br />

– Oder zwischen Ausleben ( = Machtkampf ) oder Zurückhalten des Wunsches<br />

nach Zerstörung des Therapeuten ( = Blockade ) aufgelöst, denn der blinde Haß auf<br />

Grund des Neidgefühls kann gefahrlos auf der Symbolebene, aber doch im konkreten<br />

Handeln geäußert werden. Der Klient kann seinen Zerstörungswillen auf das<br />

Instrument richten und muß seine Impulse nicht mehr <strong>zur</strong>ückhalten, braucht sie<br />

aber auch nicht mehr gegen sich selbst zu richten. Der Therapeut kann seine in der<br />

Hilflosigkeit angestauten Energiepotentiale (potentielle Aggression gegen den Aggressor)<br />

im Sinne eines Resonanzkörpers nutzbar machen.<br />

Ogden (zitiert nach Brown, 1999, S. 66) beschreibt dieses Dritte Feld innerhalb<br />

der therapeutischen Beziehung als Ort „der gleichzeitigen Einheit und Zweiheit“.<br />

Die Klanggestalt, analog zu dem Begriff „Feld“, wird zum Ausdruckssymbol zweier<br />

Menschen, die durch die gemeinsame Gestaltung <strong>zur</strong> Einheit werden und doch, klar<br />

hörbar, getrennte Wesen mit unterschiedlichen Gefühlen bleiben. Beide können von<br />

ihrer Position aus ihre Gefühle äußern, ohne Zerstörung oder Machtkampf zu riskieren.<br />

Durch die gemeinsame Gestaltung im Klang werden die so schwer aushaltbaren<br />

destruktiven Impulse für beide Beziehungspartner gleichermaßen erträglicher. Der<br />

Konflikt wird symbolisch ausgetragen, ohne daß es ein Zerstören geben muß. Destruktivität<br />

wird mit Hilfe dieses „Dritten“ umgewandelt in konstruktive Kreativität.<br />

Die durch gemeinsames Spiel entstehende Klanggestalt spiegelt das ganze innere<br />

Spektrum des Klienten, seine ihm zugänglichen, aber auch die abgespaltenen Gefühle<br />

wider. Auf diese Weise wird das vollständige Spektrum der Trauerarbeit für ihn<br />

auf emotionaler Ebene erlebbar und damit rationaler Bearbeitung zugänglich.<br />

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