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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Die Macht der Musik<br />

sche Behandlungsweisen als die Methode, um das Unterbewusste „auf eine gewalttätige<br />

Art und Weise“ bewusst zu machen, beschreibt (1991, S. 43). Als Person gilt<br />

Freud als unmusikalisch, Freud-Biograph Ernest Jones erwähnt eine „aversion to<br />

music“ (zit. nach Linke, 1981, S. 22). Er hielt sich auch selbst für unmusikalisch („I<br />

have no ears for music“), lehnte sich gegen das Klavierspiel seiner jüngeren Schwester<br />

auf und ließ keines seiner Kinder ein Instrument erlernen (ebd. S. 23).<br />

Über C.G. Jung gibt es zu dieser Thematik unterschiedliche Zitate, die zumindest<br />

teilweise als abwertend verstanden werden können: So zitiert Linke Jung (1935),<br />

wonach u.a. Musiker „oft überhaupt nicht denken können, da sie ihr Gehirn niemals<br />

bewusst einsetzen“ (ebd. S. 22). Jung soll aber im Gegensatz zu Freud zumindest<br />

eine ambivalente Einstellung zu Musik gehabt haben und er hätte sich u.a. deshalb<br />

nicht systematisch mit Musik befasst, weil ihn dies „erschöpfte und irritierte“ (Bunt,<br />

1998, S. 44). In seiner praktischen Arbeit animierte er Patientinnen und Patienten<br />

häufig zu schöpferisch-kreativer Darstellung ihrer Träume und Phantasien. Über<br />

Musik sagte er auch, sie enthalte „so tiefes archetypisches Material, und die Ausübenden<br />

nehmen dies nicht wahr!“ und Musik müsse „ein wesentlicher Bestandteil<br />

einer jeden Analyse sein“. Sie gelangt zu tiefem archetypischen Material, zu dem wir<br />

in unserer analytischen Arbeit mit Patienten nur selten gelangen“ (Jensen, 1982, zit.<br />

nach Bunt, 1998, S. 47).<br />

Adler scheint im Gegensatz zu Freud und Jung einen viel offeneren und positiven<br />

Zugang zu Musik gehabt haben. Er sang gerne, z.B. Schubertlieder, engagierte<br />

sich für Musikunterricht, sammelte zahlreiche Musikpädagogen um sich, bezog sich<br />

häufig auf Komponisten, verwendete in seinen psychologischen Schriften Musikbegriffe<br />

(„Leitmotiv“, „Grundton“, „Melodie“), verglich Individualpsychologen mit<br />

musikalischen Menschen (Training von Wahrnehmung und Einfühlung) und grenzte<br />

seine Lehre von „unmusikalischen“ Wissenschaften ab (zit. nach Linke, 1981,<br />

1983 und 1985). Nach Adler ist der wichtigste Bestandteil einer Therapie, das neurotische<br />

System und den Lebensplan des Patienten aufzudecken. Einsicht und Verständnis<br />

dafür „erwirbt man am besten durch die künstlerische Versenkung, durch<br />

intuitive Einfühlung in das Wesen des Patienten“ (Adler, 1994, S. 58).<br />

Veröffentlichungen zu Musik, Musikpädagogik und verwandten Gebieten in<br />

der Individualpsychologie<br />

In der Individualpsychologie verdanken wir den Literaturstudien Norbert Linkes<br />

(1981, 1983 und 1985) einen Überblick über die vielschichtigen Arbeiten zu dieser<br />

Thematik. Alfred Adler (1870 – 1937) war 1911 der erste Dissident der Psychoanalyse<br />

und gründete mit seinen Mitarbeitern einen eigenen Verein, der seit 1913 Ver-<br />

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