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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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BARBARA GINDL<br />

GRUPPENMUSIKTHERAPIE IN DER<br />

STATIONÄREN JUGENDPSYCHIATRIE<br />

FALLVIGNETTE<br />

GROUP MUSIC THERAPY IN CHILD<br />

AND ADOLESCENT PSYCHIATRY<br />

I will describe two vignettes of a group music therapy with adolescents in a clinic for child and<br />

adolescent psychiatry. The medium of music can mediate psychotherapeutic processes by providing<br />

a place for regression, retreat and boundary-defining and at the same time for social contact and<br />

closeness and the regulation of closeness and distance in a group. The verbal language postulates,<br />

that people talk one after another to get into communication, but by making music (and especially<br />

by free musical improvisation) simultaneous „speaking“ in the sense of polyphony is possible. This<br />

allows the adolescents to experience basic forms of interactive communication, which are also prior<br />

conditions for the development of the „ability“ for psychotherapy.<br />

Im Folgenden werden zwei Vignetten aus der Gruppen<strong>musiktherapie</strong> mit Jugendlichen im Rahmen<br />

stationärer jugendpsychiatrischer Behandlung beschrieben. Dabei wird aufgezeigt, wie das<br />

musikalische Medium psychotherapeutische Prozesse vermitteln kann, indem es den Jugendlichen<br />

gleichzeitig einen Raum für Regression, Rückzug und Abgrenzung wie auch für die<br />

Kontaktaufnahme und für Gemeinsamkeit <strong>zur</strong> Verfügung stellt und so eine optimale Nähe-Distanz-<br />

Regulierung ermöglicht. Wo die verbale Sprache nämlich nur ein Nacheinander zulässt, wenn<br />

sinnvolle soziale Kommunikation entstehen soll, ist in der Musik bzw. der freien musikalischen<br />

Improvisation im Sinne der „Mehrstimmigkeit“ gleichzeitiges „Sprechen“ möglich. Diese nonverbal<br />

vermittelten basalen Kommunikationserfahrungen stellen auch eine Voraussetzung für die<br />

Entwicklung der sogenannten „Psychotherapiefähigkeit“ dar.<br />

Institution und Setting<br />

Ich möchte im Folgenden zwei Ausschnitte aus einer Gruppen<strong>musiktherapie</strong> mit<br />

Jugendlichen im Rahmen stationärer jugendpsychiatrischer Behandlung beschreiben.<br />

Die Gruppen<strong>musiktherapie</strong> fand einmal wöchentlich für 45 Minuten im Rahmen<br />

einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik 1 in der Schweiz statt. Die<br />

Jugendlichen befinden sich dort längerfristig (durchschnittlich 3 Monate bis ein<br />

Jahr) in der Klinik, wo sie sich tagsüber in der Schule, im Werkunterricht oder einer<br />

geeigneten Tagesstruktur aufhalten. Sie werden ausserdem psychiatrisch (z.T.<br />

medikamentös) und psychotherapeutisch behandelt (Einzel- und<br />

Gruppenpsychotherapie) und wohnen in sozialpädagogisch betreuten Aussen-<br />

Vortrag beim 2nd World Congress of the World Council for Psychotherapy - Subsymposion Music Therapy,<br />

Juli 1999, Wien (überarbeitete Fassung)<br />

1 Kinder- und Jugendpsychiatrisches Zentrum Sonnenhof, CH – 9608 Ganterschwil, Chefarzt Dr. med. R. Fisch<br />

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