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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Spezifische Aspekte in der musiktherapeutischen Beziehung<br />

gestellt. Es ist essentiell für die Therapie, dass zum Beispiel Vater- und Mutterbilder<br />

bewusst gemacht werden können.<br />

Die Projektion dieser Bilder von den zentralen Figuren im Leben der Patienten<br />

hin zu dem Therapeuten, und die Wiederholung ihrer Beziehungen innerhalb des<br />

therapeutischen Settings wird nach Freud die "Übertragungsneurose" genannt. Die<br />

Entwicklung und Durcharbeitung von diesen Übertragungsneurosen ist eine<br />

essentielle Komponente des therapeutischen Prozesses. Nur, wenn der<br />

Musiktherapeut sich einigermassen <strong>zur</strong>ückhaltend und neutral zeigt, auch in seinem<br />

musikalischen Spiel, schafft er die Möglichkeit, die Konflikte und Ambivalenzen der<br />

Patienten in ihm zu inkarnieren und durch die Besprechung diese Problematik<br />

durchzuarbeiten. Was bedeutet nun dieses sogenannte „Besprechen“ in der<br />

Musiktherapie? Eben haben wir angegeben, dass in der Musiktherapie eine äußerste<br />

Schlichtheit auf der verbalen Ebene geboten ist. Auf welche Weise geht der<br />

Musiktherapeut mit den psychischen Inhalten und Konflikten um, derer sich der<br />

Patient bisher nicht bewußt war und die nun in den musiktherapeutischen Sitzungen<br />

auftauchen? Dieses Besprechen kommt in erster Linie durch Mittel der sogenannten<br />

musikalischen Reflektion zustande. Der Therapeut versucht, soviel wie möglich<br />

stillzuhalten und über die spontanen Gefühlsreaktionen nachzudenken, die sowohl<br />

bei ihm selbst, als auch bei den Patienten innerhalb der Sitzungen ausgelöst werden.<br />

Vor allem die Reaktionen sind oft signifikant, die durch die Konfrontation des<br />

Musiktherapeuten eine musikalische Form ergeben und vom Patienten als fremd<br />

oder überraschend erfahren werden. Das musikalische Festhalten von sogenannten<br />

"Themen" und deren Wiederholen in bestimmten Momenten trägt dazu bei, daß der<br />

Patient genau in dem Moment lernt, sich diese unbewußten, aber innerhalb der<br />

Therapie angeeigneten Inhalte zu verinnerlichen.<br />

Die Entladung<br />

Ein wichtiges musiktherapeutisches Phänomen bei psychiatrischen Patienten in<br />

der freien Gruppenimprovisation ist das Bedürfnis <strong>zur</strong> Entladung. Bei diesen<br />

Patienten löst die Möglichkeit, sich auf dem Schlagzeug frei zu äußern eine<br />

unmittelbare Triebabfuhr aus. Sie erfahren durch das musikalische Spiel, daß<br />

Spannungen geäußert werden können, auch in der Gruppe, durch das Schaffen<br />

eines kollektiven sonoren Objektes.<br />

Spannungen sind Sensationen, welche noch keine Gestalt bekommen haben. In<br />

der Musiktherapie können diese primitiven Sensationen eine musikalische Form<br />

bekommen. Sie werden auf eine symbolische Weise erfahren und geäußert, und so<br />

kann ein Schritt zu einer reiferen Ausdrucks- und Kommunikationsform gemacht<br />

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