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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Primärprozess und Sekundärprozess in musiktherapeutischer Transformation<br />

Die Erfahrensweisen, die der Primärprozeß beschreibt, sind die Faktoren, die uns<br />

beispielsweise auch im Zusammenhang mit der Traumarbeit vertraut sind, das sind:<br />

• Die Unaufschiebbarkeit der Triebansprüche und die daraus resultierende<br />

Neigung zu unmittelbarer Befriedigung (Triebabfuhr ohne jede Verzögerung)<br />

• Die Beweglichkeit der Triebenergien ( also die Leichtigkeit, mit der die Objekte<br />

bzw. die Wege, auf denen Befriedigung gesucht wird, ausgetauscht werden<br />

können)<br />

• Die Verschiebung (bezeichnet die Ersetzung einer Idee oder einer Vorstellung<br />

durch eine andere, die mit ihr assoziativ verknüpft ist)<br />

• Die Verdichtung (bezeichnet die Darstellung mehrerer Ideen oder<br />

Vorstellungen durch ein einziges psychisches Vorstellungselelment, z.B. ein<br />

Wort, ein Bild oder lediglich Teile davon)<br />

• Die Verwendung von Symbolen (zit. nach Schuster, P., Springer-Kremser, M.,<br />

1992; Schwaiger, K., 1995)<br />

Beim Sekundärprozeß, der psychoanalytischen Bezeichnung für die<br />

regulatorischen Vorgänge im Bereich der Ich-Funktion, allgemein als<br />

Realitätsprinzip vertraut „ist die Energie zunächst gebunden, bevor sie in<br />

kontrollierter Form abströmt.“ (Laplanche, J., Pontalis, J.-B., 1994, S.397) Hier geht<br />

es also um Funktionen wie das wache Denken, die Aufmerksamkeit, die<br />

Entscheidung, das Urteilsvermögen oder die kontrollierte Handlung. Der<br />

Sekundärprozeß erfüllt eine regulierende Funktion, die durch die Ichbildung<br />

ermöglicht wurde, deren Hauptaufgabe darin besteht, den Primärprozeß zu<br />

hemmen. (vgl . Laplanche, J., Pontalis, J.-B., 1994, S.398)<br />

Intrapsychische Prozesse und musiktherapeutische Improvisation sind in vielen<br />

ihrer Eigenschaften zunächst dem Primärprozeß vergleichbar: symbolischer<br />

Ausdruck nach Befriedigung drängende Trieb- oder Instinktansprüche,<br />

Verdichtung, Verschiebung, Aufhebung der Gesetze von Logik, Zeit und Raum. All<br />

dieses findet sich beim Traum, Tagtraum und bei Fantasien, und steht dem<br />

Lustprinzip nahe. Die Gesetze von Logik, Zeit und Raum gelten – wie erwähnt –<br />

erst im sekundärprozeßhaften Denken, bei den regulatorischen Vorgängen im<br />

Bereich der Ich-Funktionen, (Realitätsprinzip), mit denen wir in der musikalischen<br />

Improvisation imstande sind, diese primärprozeßhaft geleiteten Äußerungen kreativ<br />

zu formen, zu gestalten und zu verändern.<br />

Dieser ganzheitliche und schwer in Worte zu fassende Vorgang steht in engem<br />

Verhältnis zu tiefen Schichten des unbewußten Erlebens, jenseits der symbolisierten<br />

Erfahrungsbildung. Tenbrink sagt dazu: „Aus diesem Grund ist es auch besonders<br />

schwierig, über Musik und ihre Bedeutung für das Erleben nachzudenken, ohne<br />

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