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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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ISABELLE FROHNE-HAGEMANN<br />

das Ursprüngliche scheinbar verändern. Das hat uns auch schon Immanuel Kant<br />

gelehrt.<br />

Im Folgenden sei nun der Weg beschrieben, nach welcher Heuristik in der<br />

Integrativen Musiktherapie mit einem Traum gearbeitet werden kann.<br />

Eine hermeneutische Heuristik nach dem tetradischen System<br />

Diese Ausführungen lehnen sich ebenfalls an Petzold an (1993d, S. 128): In der<br />

Initialphase, der Exposition, wo es hermeneutisch gesehen um das Wahrnehmen und<br />

Empfinden geht, erzählt der Klient seinen Traum: nämlich in der Gegenwart, so, als<br />

ob er gerade jetzt träume. Ich fordere den Träumer auf, langsam zu sprechen, um<br />

den eigenen Worten und Sätzen bewußt zuzuhören und ihnen wie einer Musik<br />

nachspüren. Es geht um die leiblich-sinnliche Wahrnehmung des Traumgeschehens.<br />

Ich lasse uns (der Gruppe) die Szenerie sehr anschaulich beschreiben, damit auch<br />

wir anderen ein klares Bild vom Geschehen bekommen. Manchmal spiele ich dabei<br />

auch eine Journalistin, die den Träumer als Drehbuchautor und Regisseur eines<br />

Filmes zu seinem Traumwerk befragt: „Wie haben Sie den Traum als Film angelegt?<br />

Wer tritt wann auf? Haben Sie schon eine passende Filmmusik für die emotionale<br />

Lesart des Filmes?“. Dies tue ich, wenn in der Gruppe ein starker Leistungsdruck<br />

spürbar wird und die Teilnehmer durch einen spielerischen Zugang entlastet werden<br />

sollen.<br />

Der Träumer kann nun die Atmosphäre, die dem Traume zu Grunde liegt (oder<br />

darüber schwebt) oder auch die Stimmung musikalisch inszenieren, und zwar mit<br />

Hilfe anderer Gruppenmitglieder oder mit meiner Hilfe. Er wählt dabei Instrumente<br />

sorgsam aus und spielt sie zuerst selber, denn nur er weiß ja, wie es klingen soll. So<br />

braucht er eine ganze Weile, um den Mitspielern Anweisungen zu geben, um zu<br />

hören, ob es so oder anders stimmig ist. Er „komponiert“ die musikalische<br />

Gesamtgestalt, verdichtet, dehnt, verzerrt, überträgt usw., bis er zufrieden ist. Der<br />

Klient wird dadurch schöpferisch tätig und benutzt seine kreativen Vermögen, Welt<br />

zu konstruieren. So gewinnt er ganz nebenbei auch eventuell verschüttete<br />

Kreativität wieder.<br />

In der Aktionsphase, der Durchführung, die ja mit dem hermeneutischen Zugang<br />

des intuitiven Erfassens verknüpft ist, vertiefen wir die Traumbearbeitung, indem der<br />

Träumer jetzt sein intuitives Gestaltungsvermögen noch weiter fordert und den<br />

einzelnen Traumsymbolen Instrumente und Klänge zuordnet, sie spielt, sie<br />

zueinander in Beziehung setzt, Dialoge spielt, sich mit ihnen identifiziert, um so die<br />

Projektionen wieder <strong>zur</strong>ückzuholen und sich selbst in verdrängtem Material zu<br />

erkennen. Auf diese Weise spürt er der Bedeutung der Traumsymbole nach,<br />

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