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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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ROLAND WÖLFLE<br />

ein für (vergleichende) Individualpsychologie heißt. Der Name hat vor allem zwei<br />

Wurzeln. Zum einen wird in einem ganzheitlichen Menschenbild die Unteilbarkeit<br />

des Menschen (lat. „in-dividere“ – „nicht teilen“) dokumentiert, zum anderen betont<br />

Adler, dass jeder Mensch seinen eigenen individuellen Weg geht und dass das<br />

Heil des einen für einen anderen durchaus ein Unglück sein kann.<br />

Seit 1914 erschien die „Internationale Zeitschrift für Individualpsychologie“.<br />

Schon in der ersten Ausgabe finden sich zwei Artikel zum Thema Musik, etwa von<br />

Erwin Wexberg: „Musikalische Symbole als Ausdrucksbewegungen des Hörers“. Bis<br />

1937 haben sich über 50 Autoren mit Musik und verwandten Themen beschäftigt.<br />

Ein roter Faden im Werk Alfred Adlers sind die drei Lebensaufgaben „Liebe, Arbeit<br />

und Gemeinschaft“. Gegen Ende seines Lebens stellte er die „Stellung <strong>zur</strong> Kunst“<br />

als vierte Lebensaufgabe <strong>zur</strong> Diskussion.<br />

Mehrere Individualpsychologen haben sich in Wissenschaft, Theorie und Praxis<br />

zu Musik und v.a. zu Musikpädagogik einen Namen gemacht, vor allem Leonhard<br />

Deutsch (1888 – 1952) und Heinrich Jacoby (1889 – 1964).<br />

Leonhard Deutsch war Musikerzieher in Wien, der 1930 seine „Individualpsychologisch<br />

begründete Musikdidaktik“ vorstellte. Er bemühte sich darum, eine Methode<br />

zu entwickeln, die es nicht nur den Talentierten und Begabten ermöglichen sollte,<br />

ein Instrument zu erlernen. Förderung und Ausbildung von Musikalität sollte ein<br />

allgemeines Ziel sein. Jeder könne musizieren, amateurhaftes Spiel sei die Vorstufe<br />

zu jeglichem intensiven Musikverständnis. Musik gilt als eine „ideale Betätigung“,<br />

dient <strong>zur</strong> Charakterbildung und hat somit eine wichtige soziale Funktion (Linke,<br />

1981, S. 92).<br />

Heinrich Jacoby war ebenfalls Musikerzieher und Schulmusiker. 1922 erschien<br />

sein Aufsatz „Grundlagen einer schöpferischen Musikerziehung“. Er schrieb dem<br />

Erleben und den gefühlsmäßigen Orientierungspunkten einen hohen Stellenwert zu.<br />

Vermeintlich Unmusikalische würden Klänge genauso unmittelbar wie „Musikalische“<br />

erleben. Musik ermögliche eine spontane Gefühlswahrnehmung, ein intensives<br />

„Miterleben“ und unterstütze die Fähigkeit, in sich hineinhorchen zu können.<br />

Musik dürfe nicht immer nur als Kunst aufgefasst werden. Musik solle <strong>zur</strong> „Befreiung<br />

schöpferischer Kräfte“ dienen (Linke, 1981, S. 103 ff.).<br />

Nach all diesen regen wissenschaftlichen und pädagogischen Aktivitäten in der<br />

Vorkriegszeit ebbte das Interesse von Individualpsychologen an Gegenständen Musik,<br />

Musik<strong>theorie</strong> oder Musikpädagogik ab, in der „Zeitschrift für Individualpsychologie“,<br />

die seit 1976 erscheint, ist keine Arbeit zu diesen Themen erschienen, abgesehen<br />

von Norbert Linke „Musik in der Individualpsychologie“ (1983). Nachdem<br />

einerseits in den letzten Jahren vereinzelt Musiktherapeuten oder Musiktherapeutinnen<br />

zusätzlich individualpsychologische Psychotherapieausbildungen absolviert oder<br />

damit begonnen haben, andererseits ausgebildete Psychotherapeuten und Psycho-<br />

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