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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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ELENA FITZTHUM<br />

Freud, der gewohnt war, mit dem Verstand eines Naturhistorikers die Dinge zu<br />

betrachten, entdeckte Ähnlichkeiten erkannte Zusammenhänge: je früher das<br />

Trauma, um so größer die Schädigung. Die allerfrüheste Kindheit wird<br />

entscheidend. Es ist, als habe es in der individuellen Entwicklung auch einmal ein<br />

Paradies gegeben, dann kam der Fall. Das vorgeburtliche Stadium ist das Paradies,<br />

das infantile Trauma die Vertreibung aus dem Paradies (die Meinung, daß das<br />

intrauterine Dasein mit dem Paradies gleichzusetzen sei, hält unserem heutigen<br />

Wissen nicht mehr stand).<br />

Gemeinsamkeiten von archaischer Heilung durch Mythen, dem Yoga und<br />

der Psychoanalyse<br />

Alle drei Heilswege beschreiten einen Weg durch die Zeit, der <strong>zur</strong>ückführt. Jeder<br />

Weg hat das Ziel, den Leidenden zu der Zeit des Beginns zu führen. Dieses Ziel ist<br />

in den alten oder sog. Primitiv-Kulturen die Kosmogonie; der Buddhist muß eine<br />

zeitliche Abfolge von verschiedenen Daseinsformen „rückwärts“ durchleben, bis er<br />

<strong>zur</strong> Nichtzeit vordringt und somit sein karmischer Kreislauf durchbrochen ist. Der<br />

Analysand erinnert sich <strong>zur</strong>ück an seinen (individuellen) Ursprung. Alle drei<br />

Heilswege gehen davon aus, daß das Wesentliche und Prägende vor der<br />

heutigen Daseinsform stattgefunden hat, im „vorbildlichen“ Ursprung.<br />

Fallvignette aus einer psychotherapeutischen Arbeit<br />

1. Stunde<br />

Frau G. kommt auf Empfehlung eines Internisten zu mir, ihre Diagnose lautet<br />

„Herzneurose“. Das Beschreiben ihrer körperlichen Zustände beansprucht die<br />

gesamte Stunde, so ausführlich beschreibt sie jedes Detail ihrer<br />

Herzrhythmusstörungen und ihrer schlaflosen Nächte. Gegen Ende der Stunde<br />

erwähnt sie wie nebenbei, daß sie russische Jüdin sei, ihr Vater, ein<br />

westeuropäischer Jude, habe die Familie in Rußland überraschend verlassen als sie<br />

14 war, mit 17 sei sie mit der Mutter nach Wien emigriert, dort habe sie ohne jede<br />

Kenntnis der deutschen Sprache innerhalb von 6 Monaten Deutsch gelernt und an<br />

der Uni in der Mindeststudienzeit ihr Studium absolviert. Nach einer 4-jährigen<br />

Beziehung in Wien habe sie vor kurzem ihr Verlobter überraschend verlassen. Seit<br />

dem haben sich die Symptome des Herzrasens und der Schlaflosigkeit verstärkt.<br />

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