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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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HILDEMARIE STREICH<br />

dynamische Zusammenspiel gegensätzlicher Kräfte geht, die sich bisher im Leben<br />

des Träumers heftig bekämpften. Es sind dies:<br />

1. Die Gegensätze von Schwarz und Weiss, die im Traum auf eine wunderbare,<br />

einander ergänzende Weise miteinander musizieren. Für den Träumer war dies eine<br />

Antwort sowohl auf die, für ihn brennende Frage einer friedlichen Lösung des Rassenproblems<br />

als auch auf das ihn nicht minder bedrängende Problem des fruchtbaren<br />

Zusammenspiels von bewussten und unbewussten, von hellen und dunklen<br />

Kräften in seiner eigenen Seele.<br />

2. Das Zusammenspiel der verschiedenen Generationen: Für den Träumer war<br />

das Generationenproblem auf zwei Ebenen akut. Einmal objektiv in der eigenen<br />

Familie sowohl in der Beziehung zu seinen Eltern als auch in der zu seinen Kindern.<br />

Zum zweiten subjektiv in ihm selbst als innerseelisches Problem: die ihm innewohnende<br />

altersgemässen Kräfte und Strebungen kollidierten oftmals heftig mit den in<br />

ihm ebenfalls vorhandenen jüngeren, mehr pubertären.<br />

3. Es musizieren im Traum miteinander auch die Farben Schwarz, Weiss und<br />

Gold. Farbsymbolisch betrachtet, entsprechen sie unter anderem den auf verschiedenen<br />

Ebenen immer wieder neu zu durchlaufenden Entwicklungsphasen der Seele:<br />

Schwarz (=Nigredo) gilt seit alters als dunkler, noch unbearbeiteter Mutterboden<br />

alles Werdenden, gewissermassen als Rohzustand. Weiss (=Albedo) gilt als kathartische<br />

Phase der Bereinigung und Klärung. Und Gold (= Citrinitas und Rubefactio )<br />

als Phase des Sonnenaufgangs neuer Erkenntnis und Lebensweise.<br />

4. Schliesslich zeigt der Traum noch eine andere Kommunikationsebene, die<br />

mehr religiöser Natur ist: das musikalische Gespräch des Menschen mit dem Himmel,<br />

das „Hineinpflanzen“ seiner Musik in das nächliche Dunkel der Göttlichen<br />

Präsenz.<br />

So präludierte dieser Traum in einer Art musikalischem Vorentwurf die Aufgaben<br />

und Themen der kommenden Lebensphase, die nun in Geduld gelebt und verwirklicht<br />

werden sollten (Streich, 1987, S. 101).<br />

7. Klingende Strukturen<br />

Ein 77jähriger Psychiater, der weder Notenkenntnis besass noch musizierte und<br />

dem die Musik bisher im Wesentlichen als Sprache des Gefühls erschienen war, berichtet:<br />

„Im Traum sehe ich ein grosses Notenblatt und in diesem Notenblatt alle<br />

Hintergründe der Musik und der Seele, eine grosse, überwältigende Tiefgründigkeit.<br />

Beglückt betrachte ich das Notenblatt mit der Musik, die ich sehe und höre. Es sind<br />

klingende, geometrisch-mathematische Strukturen von ergreifender Klarheit und<br />

zugleich unergründlicher Tiefe, wie sie mir noch niemals begegnet sind und bewusst<br />

waren. Es steckt noch sehr viel mehr darin, als ich aufnehmen kann. Ich wache auf<br />

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